Hinter Stacheldraht geboren

Hinter Stacheldraht geboren

Kinder in den sowjetischen Lagern in Deutschland Film von Peter Grimm Keiner kennt ihre genaue Zahl. Sie wurden in den Lagern geboren, doch nicht extra registriert. Ein Vermerk auf der Häftlingskarteikarte der Mutter - mehr Hinweise auf ihre Existenz gab es nicht. Extra Rationen ohnehin nicht. Die Mütter mussten sehen, wie sie - selbst hungernd - im Lager ihre Kinder durchbrachten. Als die Speziallager 1950 aufgelöst wurden, lernten die Kinder erstmals in ihrem Leben etwas von der Welt jenseits von Baracken, Appellplatz und Stacheldrahtzaun kennen. Manche Kinder kamen aus dem Lager ins Heim, während die Mütter in DDR-Gefängnisse gebracht wurden. Nach der Entlassung das Kind wiederzufinden war schwer. Die betroffenen Frauen hatten nichts in der Hand, um zu beweisen, dass sie überhaupt ein Kind hatten. Alexander Latotzkys Mutter wurde verhaftet, weil sie in Berlin einen Sowjetsoldaten wegen einer Vergewaltigung angezeigt hatte. Bis zur Auflösung der Speziallager 1950 bleibt er mit der Mutter zusammen, doch dann wird sie ins Frauenzuchthaus Hoheneck gebracht und er kommt ins Heim. Erst sieben Jahre später - Alexander ist mittlerweile neun Jahre alt - gelingt es ihr, den Sohn aus dem Heim zu holen, nach West-Berlin. Barbaras Mutter war schon schwanger, als sie 1945 nach Sachsenhausen kam. Bis zu ihrem fünften Lebensjahr kannte die Kleine nichts anderes als 'ihre' Baracke. Als sie an der Hand ihrer Mutter zum ersten Mal die Welt draußen sieht, ist das für sie ein Schock. Egal ob Häuser, Autos, Tiere, Bäume oder auch größere Kinder - all das kannte sie nicht. Die Mutter von Bärbel wurde 1945 in Oberschlesien interniert und über Gefangenenlager in Polen nach Fünfeichen gebracht. Dort bekam sie ihr Kind. Monate später verlegt man Mutter und Tochter nach Buchenwald. Hier verbringt Bärbel ihre ersten Lebensjahre. Nach der Entlassung bleibt die Mutter in der DDR. Eigentlich darf man im SED-Staat nicht über die Speziallager reden, doch Bärbel und ihre Mutter tun es trotzdem - in der Schule und unter Kollegen.

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