hier und heute: Bock auf Ziegen

hier und heute: Bock auf Ziegen

ReportagemagazinD  

„Hätte mir einer vor vier Jahren gesagt: ‚Du wirst Bauer!’ - Ich hätte geantwortet: ‚Alles werde ich, aber das nicht. Ich hab ja nicht mal einen Hof!’“ Und dann ist es doch genau so gekommen für Jan Kupka, den 27-jährigen Jungbauern. Bislang war Jan Kupka auf eine Lebensweise vom Typ Hotel Mama eingestellt. Er weiß lange nicht, was er aus seinem Leben machen soll, arbeitet mal im Zirkus, schmeißt eine Lehre als Schreiner und landet schließlich bei den Ziegen. Der Eigensinn und die Sturheit der Tiere passen gut zu Jan. Er macht eine Lehre zum Landwirt, und seine Eltern steigen mit ein - ein Quereinstieg, sozusagen. Vater Hans, von Haus aus Architekt, und seine Frau Christel hatten sich schon zur Ruhe gesetzt. Jetzt reizt sie die Herausforderung, noch einmal etwas völlig Neues aufzubauen. Nur: Ein Ziegenhof ohne vorherige Erfahrung, kann das gut gehen? Betriebe in der Größenordnung, wie ihn die Kupkas gerade aufbauen, sind eher vom Aussterben bedroht. Trotzdem haben sie ihr ganzes Geld in Jans Idee vom Bio-Ziegenhof gesteckt. Vater Hans hat die Gebäude gebaut, Mutter Christel macht die Käserei und Jan kümmert sich um die Tiere. Alles naturnah und mit viel Idealismus. Statt Antibiotika kriegen die Ziegen selbstgeschlagene Tannenzweige zur Keimbekämpfung zu fressen. Und wenn es ginge, würde Jan am liebsten auch auf einen Traktor verzichten und alles zu Pferd erledigen. Seit Ende vergangenen Jahres ist der Hof betriebsfertig. Nun muss sich zeigen, ob die Kupkas mit ihren Ziegen genug zum Leben verdienen können. Mutter Christel hat auf jeden Fall schon gemerkt, dass die Käserei ein Knochenjob ist. Zwölf-Stunden-Tage dort sind keine Seltenheit. Und dann muss sie sich noch um die ganze Bio-Bürokratie kümmern. Wie wenig Geld sie für die viele Arbeit nur bekommen, darüber möchte im Moment keiner in der Familie nachdenken. Für Jan ist das aber auch kein Kriterium: Was ihm die Freiheit seiner Arbeit gibt, lässt sich eben nicht in Geld messen. Urlaub? Wozu? Manchmal kommt Jan allerdings der Verdacht, dass eine Abnabelung von den Eltern irgendwie anders aussieht.

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