
Heute Mama, morgen Papa - Der Streit ums Wechselmodell
Zwei Elternhäuser, zwei Betten, jede zweite Woche Tasche packen. Ob Kinder nach der Trennung der Eltern bei beiden zu gleichen Teilen leben, ist oft ein Streitthema. Woher kommt das Konfliktpotenzial? Welches ist der beste Weg für die Kinder? Und welche Vorgaben sollte die Politik machen? Wenn ein Elternpaar sich trennt, dann bedeutet das nicht nur das Ende eines Traums von einer gemeinsamen Zukunft, auch das Bild von Familie geht kaputt. So passierte es Annett W. Vor drei Jahren trennt sie sich von ihrem Mann. Als Vater hatte er sich bisher nur wenig um das gemeinsame Kind gekümmert, will nach der Trennung seinen Sohn aber plötzlich häufiger sehen. Weil die Mutter sich weigert, geht er vor Gericht. Das ordnet per Beschluss das Wechselmodell an, gegen den Willen der Mutter. Seitdem lebt der sechsjährige Sohn eine Woche bei der Mutter, eine Woche beim Vater. Jörg Schneider aus der Nähe von Altenburg hätte sich für seine Kinder das Wechselmodell gewünscht. Doch die Mutter seiner Kinder ist dagegen, genauso wie das zuständige Amtsgericht. Obwohl seine Kinder trotzdem fast 45 Prozent der Zeit bei ihm lebten, sollte der Familienvater vollen Unterhalt zahlen. Weil er weitaus weniger verdiente und sich weigerte zu zahlen, wurde sein Konto gepfändet. Im Fall eines paritätischen Wechselmodells hätte er keinen Unterhalt zahlen müssen. Für die Jura-Professorin Hildegund Sünderhauf-Kravets müsste nicht nur das Unterhaltsrecht novelliert werden. 'Das Wechselmodell als Leitbild würde bei Trennung und Scheidung die Frage stellen: Wie können wir erreichen, dass Mutter und Vater beide im Boot bleiben? Denn die Frage, wer der bessere Elternteil ist, darf nicht mehr gestellt werden, weil Mutter und Vater wichtig sind.' Familie Geyer lebt das Wechselmodell bereits.
Zwei Elternhäuser, zwei Betten, jede zweite Woche Tasche packen. 'Wir muten unseren Kindern viel zu', sagt Mutter Isabel. Aber beide Eltern wollen am Leben der Kinder teilnehmen. 'Ich hab zwei Zuhause', sagt Tochter Magda und ist nicht unglücklich darüber. Es geht ein Graben durch Deutschland und es wird erbittert gestritten. Laut einer Allensbach-Umfrage will die große Mehrheit, 77 Prozent der Trennungseltern, dass Kinder bei Vater und Mutter aufwachsen. Doch die Realität sieht anders aus. Oft lebt das Kind nach der Trennung bei der Mutter und der Vater zahlt. Immer mehr Väter fordern das Recht ein, sich um ihre Kinder kümmern zu können. Doch in Deutschland ist im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Ländern das Wechselmodell noch nicht im Gesetz verankert. Dabei fordert das der Europarat schon seit 2015. Die FDP kämpft nun dafür, die LINKE ist dagegen.