
Hessische Herrenhäuser
Eine Fahrt über Land führt mitunter zu erstaunlichen Entdeckungen: Plötzlich steht ein prachtvolles, großzügiges Haus an einer einsamen Landstraße, auf einer Waldlichtung, an einem Wanderweg. Wer mag hier wohnen? Wer hat es erbauen lassen, wer konnte sich solche Architektur vor 200 Jahren leisten? Zwischen Diemel und Fulda sind unzählige dieser hochherrschaftlichen Gebäude zu entdecken. Mal gleichen sie einer großzügigen Villa, mal hat sich der Hausherr ein kleines Schloss in die Landschaft bauen lassen, manche Herrenhäuser erinnern mit Türmen und Zinnen eher an mittelalterliche Burgen. Wer wohnt heute dort? Wie ist solch ein Anwesen mit meist großflächigem Landschaftspark überhaupt zu erhalten? Es sind keineswegs ausschließlich Adelsfamilien, die sich dieser Aufgabe stellen. Den Mittelhof in Gilsa bewohnt seit nunmehr 27 Jahren eine echte 'WG'. Mit viel Eigenarbeit und Liebe zum Detail haben vier Freunde aus Süddeutschland die vom Verfall bedrohte einstige Wasserburg von Grund auf restauriert. Neue Ziegel aufs alte Dach - das kam für die neuen Besitzer nicht in Frage. Ziegel von anderen alten Häusern, zeitlich passend, schmücken nun den Mittelhof. Dafür - und für viele andere bauliche Details - gab es den Landesdenkmalschutzpreis. Mit der Bau- und Familiengeschichte des Mittelhofes beschäftigt sich Siegfried Horender, einer der vier Bewohner auf dem einstigen Stammsitz der Familie von und zu Gilsa. Die ursprüngliche Linie des Adelsgeschlechts ist Ende des 19. Jahrhunderts ausgestorben. Doch ihre 'Nachfolger' in der ehemaligen Wasserburg agieren gewiss im Sinne der verstorbenen Herren von Gilsa.