Heinrich Böll - ein Schriftsteller aus Köln

Heinrich Böll - ein Schriftsteller aus Köln

Heinrich Böll würde am 21. Dezember 100 Jahre alt. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Neben vielen anderen Auszeichnungen wurde das literarische Schaffen des gebürtigen Kölners 1972 mit dem Nobelpreis gewürdigt. Zu seinen bekanntesten Werken gehören "Irisches Tagebuch", "Ansichten eines Clowns" und "Die verlorene Ehre der Katharina Blum".

Heinrich Böll machte aber nicht nur als Schriftsteller von sich reden, sondern auch durch sein politisches Engagement. Er warb 1969 im Bundestagswahlkampf offensiv für Willy Brandt, und auch sein Eintreten für die Friedensbewegung erhitzte viele Gemüter. Im Jahr der Nobelpreis-Verleihung sorgte der Schriftsteller für einen innenpolitischen Skandal, als er sich öffentlich für einen menschlicheren Umgang mit den Terroristen der RAF einsetzte.

Seiner Heimatstadt Köln blieb er ein Leben lang treu, aber seine Beziehung zu Köln war keine einfache. Dem Wiederaufbau nach dem Krieg stand er äußerst kritisch gegenüber: "Es ist jetzt eine City: Banken, Läden, abends zu, da kommen eben ein paar Leute, gehen spazieren, gehen Kaffee trinken oder Bier trinken, aber es ist kein Straßenleben im originalen Sinne. Sie wohnen nicht mehr da. Es wohnen kaum Menschen in der sogenannten Altstadt und die Versuche, das künstlich wiederherzustellen misslingen."

Im heutigen Stadtbild der Domstadt ist nur wenig von dem berühmten Literaturnobelpreisträger sichtbar: Ein kleiner nach ihm benannter Platz neben der Philharmonie, eine Figur auf dem Kölner Rathaus und ein paar Plaketten an Häusern, in denen er einmal gelebt hat. Am 3. März 2009 stürzte dann noch das Kölner Stadtarchiv ein und begrub Teile von Bölls Nachlass unter sich. Wie viele seiner Dokumente verlorengegangen sind, ist immer noch unklar.

In den Köpfen der Menschen, die ihn kannten, ist Heinrich Böll aber immer noch ein mehr als "lebendiger" Zeitgenosse. Für den Film von Ulrike Brincker, der 2009 entstand, erzählen Heinrich Bölls Sohn René, sein Neffe Clemens, Schriftstellerkollegen wie Siegfried Lenz und Günter Wallraff, sein ehemaliger Lektor Dieter Wellershoff, Verleger Reinhold Neven Du Mont und viele andere über ihre Begegnungen mit dem bedeutenden Schriftsteller. Die meisten dieser Geschichten handeln von großem Mut und großer Bescheidenheit und last but not least von einem großen Laster: von Bölls jahrzehntelanger Vorliebe für Zigaretten.

Was ist heute geblieben vom "guten Menschen von Köln", der sich im Nonstop-Einsatz gegen die CDU, die Nachrüstung, die BILD-Zeitung und die katholische Kirche befand? Filmautorin Ulrike Brincker geht an die Orte, die Böll prägten, wie zum Beispiel die Gassen in der Kölner Südstadt, in denen es nach Schokolade aus der benachbarten Stollwerck-Fabrik roch, während er die Schule schwänzte und die Menschen beobachtete. Später verarbeitete Böll diese Erinnerungen an das proletarische Köln in vielen seiner Romane und Erzählungen. "Die Romane sind eine Böll-Welt" sagt Dieter Wellershoff, sein ehemaliger Lektor.

Bewertung

0,0   0 Stimmen