Heimatabend Mülheim an der Ruhr

Heimatabend Mülheim an der Ruhr

"Katzenklo, Katzenklo, ja das macht die Katze froh!" Wer glaubt, der Ohrwurm der "singenden Herrentorte" Helge Schneider ist das Einzige, was Mülheim an der Ruhr hervorgebracht hat, irrt. Die Stadtgeschichte zeigt, dass die Menschen hier neue Ideen schon immer mutiger als anderswo umsetzen. Unternehmen wie Thyssen, Stinnes oder Tengelmann wurden in Mülheim an der Ruhr gegründet, hier stand der erste koksbefeuerte Hochofen des Reviers. Der Selbstbedienungs-Supermarkt eroberte von Mülheim aus die Republik und die Erfindung eines Verfahrens zur Kunststoff-Herstellung revolutionierte die Welt. Die Innovationsfreude und ihre Lage an der Ruhr machen Mülheim zur etwas anderen Industriestadt im Ruhrgebiet.
Der Heimatabend Mülheim an der Ruhr erzählt von den beiden Gesichtern der Stadt: Einerseits klassisches Ruhrgebiet, andererseits die großbürgerliche Stadt der Millionäre. Bis heute leben auffallend viele wohlhabende Menschen in Mülheim.
Der Unternehmergeist der Stadt reicht weit in die Geschichte zurück. In Mülheim queren sich zwei wichtige Handelswege: Die Ruhr und der Hellweg - ein idealer Standort für Kaufleute. Im 19. Jahrhundert wird von Mülheim aus der Abtransport der Kohle aus dem Ruhrtal organisiert, die Ruhr ist zeitweilig der meistbefahrene Fluss Europas. Durch die günstige geografische Lage beginnt die industrielle Laufbahn Mülheims früher als in anderen Ruhrgebietsstädten. Bis in die 1950er-Jahre prägen Bergbau, Stahlproduktion und die Lederindustrie die Wirtschaft der Stadt.
Die Ruhr ist nicht nur Transportweg, sie ist auch das Naherholungsgebiet der Stadt. Spazieren gehen, baden und Bootsausflüge: Seit 1927 sind die Ausflugsschiffe der Weißen Flotte zwischen dem Wasserbahnhof Mülheim und Essen-Kettwig unterwegs. Es gibt keinen Mülheimer, der sich nicht an eine Fahrt mit der Weißen Flotte erinnert.
Schon 1966 wird Mülheim zechenfrei - als erste Stadt im Ruhrgebiet. Von einer Krise ist aber kaum etwas zu spüren: "Viele Arbeiter kamen in anderen Industriebetrieben unter" weiß der Mülheimer Geschichtswissenschaftler Horst A. Wessel. Nur Bergmann Willy Bruckhoff bedauert, dass es hier heute kein einziges Denkmal für den Bergbau gibt.
Den Strukturwandel meistert Mülheim an der Ruhr zunächst ohne Probleme. Die Ansiedlung der "Kraftwerk Union" ist ein großer Coup der Wirtschaftsförderung. Das Röhrenwerk brummt, und auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Humboldt eröffnet 1973 Deutschlands erstes überdachtes Einkaufszentrum: das Rhein-Ruhr-Zentrum. Ein Jahr später wird auch das neu gebaute Stadtzentrum eingeweiht: Das City-Center - vier riesige Wohntürme, Einkaufsparadies und unterirdischer Verkehrsknotenpunkt - spiegelt den Fortschrittsglauben der 1970er-Jahre.
Die Mülheimer Kulturszene setzt immer wieder neue Akzente. Die Theatertage entwickeln sich ab 1976 zu einen der wichtigsten Festivals der Bundesrepublik. Werner Nekes und Dore O. machen die Stadt zu einem Zentrum des Experimentalfilms und Helge Schneider erobert mit seinem unvergleichbar schrägen Humor ein Millionenpublikum.
Typisch "mölmsch", also mülheimerisch, ist auch die Reaktion der Stadt auf die Konjunkturkrise Ende der 1980er-Jahre. Sie schafft die erste Landesgartenschau auf einer Industriebrache, die MüGa. Zunächst höchst umstritten, wird sie zur Blaupause für den Umbau des gesamten Ruhrgebiets. Heute streiten sich die Mülheimer über "Ruhrbania", ein millionenschweres Projekt, das die Innenstadt zum Fluss hin öffnen soll.
Der Heimatabend Mülheim an der Ruhr ist eine Zeitreise durch das Nachkriegs-Mülheim. Er erzählt von großen Unternehmungen und kleinen Freuden, von bemerkenswerten Künstlern und Sportlern, die es ins Guinnessbuch der Rekorde gebracht haben. Die grüne Stadt Mülheim an der Ruhr: Permanenter Wandel, kühne Pläne und viel Mut zu Neuem.
Mit den Mülheimern: Dr. Jürgen Großmann, RonA Nekes, Dagmar Peek, Dr. Thomas Emons, Prof. Horst A. Wessel, Gabriela Grillo, Karsten Fischer und Willy Bruckhoff. Sprecher: René Steinberg

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