Heimat gesucht

Heimat gesucht

Ist es für eine Normalverdiener-Familie noch möglich, in der Innenstadt von Berlin eine Wohnung zu finden? 3 Zimmer, Küche und Bad für junge Eltern und ihr Kind? Nicht in irgendeinem Nobelviertel, sondern in Kreuzberg, einem der ärmsten Stadtteile Berlins, in den Straßen rund um den Görlitzer Park? Irgendwo zwischen dem Landwehrkanal und der Schlesischen Straße. Bezahlbar und mit genug Platz für die Zukunft?

Die rbb-Reporterin Diane Arapovic unternimmt den Versuch. Sechs Monate gibt sie sich Zeit: vom 1. April bis zum 30. September 2015. Sechs Monate lang berichtet sie Woche für Woche über ihre Erlebnisse auf Radioeins und wird dabei auch von einem Kamerateam um den Regisseur und Grimme-Preisträger Volker Heise begleitet. Bei ihrer Wohnungssuche trifft Diane Arapovic Immobilienmakler, die dunkle Hinterhofwohnungen zu astronomischen Mieten anbieten und sich die Bewerber aussuchen können. Sie lernt ehemalige Hausbesetzer kennen, die schon vor Jahren alternative Lebensformen ausprobierten, oder umtriebige Projektentwickler, die marode Fabriken in luftige Lofts für internationale Investoren verwandeln wollen. Die Reporterin erfährt, wie türkische Gemüsehändler um ihre Gewerberäume und damit ihre Existenz gebracht werden, weil Touristenrestaurants mehr Geld abwerfen. Sie erlebt, wie rund um den Görlitzer Park Anwohner Angst um ihre Kinder haben, weil der Drogenhandel massive Ausmaße angenommen hat. Sie begleitet Polizisten, die Dealern hinterher jagen und nur "kleine Fische" fangen. Sie trifft Flüchtlinge, die in Berlin auf eine Zukunft hoffen, sich aber nur als Dealer über Wasser halten können. Trotzdem sucht Diane Arapovic unermüdlich weiter und muss sehen, wie ihr Traum von einer bezahlbaren Wohnung in der Innenstadt zu zerplatzen droht. Der Mythos Kreuzberg lebt, aber immer weniger Menschen können ihn bezahlen. So erzählt die Reportage von Diane Arapovic und Volker Heise nicht nur die Geschichte einer Wohnungssuche, sondern auch die Geschichte eines Stadtteils und seiner Verwandlung unter dem Druck der Globalisierung.

Bewertung

0,0   0 Stimmen