Härte, Herz und Dosenbier - von Sydney ins Outback

Härte, Herz und Dosenbier - von Sydney ins Outback

Land und LeuteAUS  

Australien ist voller Gegensätze. Die raue, oftmals gefährliche Natur verlangt den Bewohnern Härte und Überlebenswillen ab - gleichzeitig erlebt man hier die "Leichtigkeit des Seins".

Menschen, die sich Fremden sonst selten offenbaren, gewähren Autor Christoph Röckerath und seinem Team Einblicke in ihr Leben. Dabei begegnen sie Herzlichkeit und Offenheit, manchmal gepaart mit einer verwirrenden Sorglosigkeit.

"Die Natur ist so erbarmungslos, dass wir Menschen hier einerseits hart sein müssen, aber mehr noch zählt, dass wir zusammenhalten und einander helfen", erklärt Fred Brophy, ein australisches Original. Seit 40 Jahren tingelt er mit seinem Boxzelt durchs Outback. Fred schnitt sich einst einen Finger ab, um seiner Frau seine Liebe zu beweisen. Sein rechter Haken hat darunter nicht gelitten. Auf Jahrmärkten in den abgelegenen Minenstädten sind er und seine "Boxing Troupe" stets die größte Attraktion. Fäuste fliegen, das Zelt johlt, und am Ende trinken Sieger und Besiegter das obligatorische Outback-Beer.

Das ZDF-Team begegnet Naomi und Chantalle, zwei modebewussten Schwestern, die ihr großstädtisches Leben hinter sich gelassen haben, um mit ihren Familien auf einer abgelegenen Ranch im Outback den Neuanfang zu wagen. Die Designer-Stiefel voller Dreck, schlagen sie sich jetzt mit Stromausfällen, vertrockneten Brunnen und anderen Ärgernissen des Landlebens herum und sind dabei glücklich.

Coober Pedy wirkt wie der verstaubte Außenposten eines wüsten Science-Fiction-Planeten. Nicht zufällig wurden hier zahlreiche Hollywood-Filme, so auch "Mad Max", gedreht. Der Ort steht wie kein anderer dafür, wie nah Erfolg und Scheitern beieinander liegen. Fast eine Million senkrechter Minenschächte umgeben das Städtchen. In vielen dieser Löcher graben Glücksritter nach wertvollen Opalen. Einer von ihnen ist Marty, der vor 40 Jahren auf der Durchreise hinabstieg, auf der Suche nach dem schnellen Geld - und es nie wieder nach oben geschafft hat. "Ich bin zu alt, um noch etwas anderes zu machen", sagt er resigniert und schürft weiter. Tagein, tagaus auf der Suche nach dem einen Stein, der sein ganzes Leben verändern wird.

Auch junge Deutsche werden angelockt von dem australischen Traum, sich in der Weite des Kontinents neu zu erfinden. Sabrina und Jonas haben sich nach dem Abitur ein "Work and Travel"-Visum verschafft, das ihnen ermöglicht, als Backpacker ein Jahr lang in Australien zu arbeiten und herumzureisen. Sie suchen das kontrollierbare Abenteuer, weit weg von besorgten Eltern und hoffen so, nicht nur Australien, sondern auch sich selbst besser kennenzulernen. Auf einer Ranch absolvieren sie einen einwöchigen Crashkurs, der sie auf die Arbeit im Outback vorbereiten soll. Ausbilder Clint - ein erfahrener Cowboy - erklärt ihnen, worauf es ankommt: Man muss improvisieren können und darauf verzichten, immer nach dem "Warum" zu fragen.

Ebenfalls typisch für den fünften Kontinent, dessen heutige Bewohner zum größeren Teil die Nachfahren ehemaliger Sträflinge des britischen Empire sind: Die Leichtigkeit des Seins, das unbelastet sein von familiären und historischen Vermächtnissen. Im sonnigen Sydney präsentiert Richard Graham eine besondere Stadtrundfahrt. In seinem täglich frisch polierten Oldtimer fährt er Touristen zu den Bilderbuchstränden und durch glamouröse Villenviertel. Dabei erzählt er von seinen eigenen Globetrotter-Erlebnissen. Doch am Ende vergisst er nie, seine Heimatstadt Sydney als besten Ort der Welt zu preisen.

Eine dunkle Seite der australischen Geschichte ist bis heute der Umgang mit den Aborigines, den australischen Ureinwohnern. Der Kampf um das kulturelle Erbe und um Wiedergutmachung ist nicht abgeschlossen. Vor kurzem haben Aborigines im Norden Australiens das Land ihrer Ahnen zurückbekommen. Doch immer noch leben die meisten Aborigines in Armut. Dass sie jetzt in der Verfassung als "gleichberechtigt" anerkannt werden sollen, sehen deren Wortführer mit Argwohn: "Indem sie uns gleich machen wollen, verneinen sie weiterhin unsere eigene Kultur. Unseren Status als die ersten und echten Australier", sagt einer der Ältesten, Pat Dodson.

Für die einen ein Sehnsuchtsort, für die anderen eine fremdartige Ödnis am Ende der Welt - was Australien und seine Menschen so einzigartig macht, das erkunden Autor Christoph Röckerath und sein Team in diesem "Road-Movie".

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