
Hamburg - Sylt: Mit dem Frachtsegler unterwegs
Der 39-jährige Kapitän Torben Hass hat sich seinen lang gehegten Traum erfüllt: Mit einem Segelschiff will er sein Geld verdienen. 'Dem Wasser war ich schon immer nah, schon als Kind schipperte ich mit einer Jolle über die Elbe.' Später diente er als Marineoffizier auf der 'Gorch Fock' und steuerte als Kapitän Tanker über die Weltmeere. Mit seinem Gaffelschoner 'UNDINE', dem einzigen kommerziell ausgerichteten Segelfrachter auf Nord- und Ostsee, hat Torben Hass nun endlich seine berufliche Erfüllung gefunden. Seit März 2013 fährt er zwei Mal pro Woche auf der traditionellen Schifffahrtslinie zwischen Hamburg und Sylt. Torben Hass möchte vor allem dem kostspieligen Transport über den Hindenburgdamm zwischen Festland und Insel Konkurrenz machen und beweisen, dass auch in Zeiten der Containerriesen die Segelfrachtschifffahrt eine rentables und umweltfreundliches Geschäftsmodel ist. Einige Stammkunden, ein Rumhersteller, ein Zementlieferant und die Lieferung von Sylter Mineralwasser, sind ihm schon sicher, viele weitere Kunden sollen noch dazukommen. Mitfahrende Passagiere dagegen hat Kapitän Hass mehr als genug. Nachdem bekannt wurde, dass er auf seiner 15-stündigen Überfahrt auch acht Gäste mitnimmt, erreichten den 'UNDINE'-Kapitän in kürzester Zeit 4.000 Anfragen. Die Passagiere sind 'rustikal' untergebracht, in kleinen Kojen, die man mit einem Vorhang verschließt. Der 82 Jahre alte Frachtschoner ist eher Blockhütte als Luxushotel. Wer will, kann auf dem Törn die Seefahrerromantik intensiv erleben und mit anpacken. Zur Crew des Schiffes gehören der 33-jährige Bootsmann Marc, die 24-jährige Schiffsmechanikerin Maraike und der 25-jährige Ägypter Mohamed, der am Ruder der 'UNDINE' steht. Sie alle erleben, dass die Arbeit auf dem alten Frachtsegler Schwerstarbeit ist, handfeste Seefahrt, mit freiem Brückenstand und handbedienten Segeln. Das erste Jahr mit der 'UNDINE' ist für alle aufregend und anstrengend. Aber für den frisch gebackenen Reeder ist das nur ein Anfang, Torben Hass hat noch große Pläne. Bereits 2015 will er von Hamburg aus die Südamerika-Route befahren: mit einem Hightech-Windjammer namens 'Ecoliner'.