Griff nach den Sternen

Griff nach den Sternen

Das Jahr 1997 stand ganz im Zeichen des Kometen Hale-Bopp. Der war mit bloßem Auge sichtbar. Und plötzlich war NRW das Land der Hobbyastronomen. Ganz anders erging es Reinhold Ewald, ein waschechter Astronaut aus Mönchengladbach. In Moskau ausgebildet, trat er seinen ersten Raumflug an. Nächster Halt: MIR, die russische Raumstation. In 90 Minuten um die Welt. Mit im Marschgepäck: ein Mixtape mit "Space Music". So war das in den 90ern. Höhepunkt der Reise: Ein Feuer an Bord der MIR. Doch die Crew bekam das schnell in den Griff. Und Ewald landete später sicher in der kasachischen Steppe.

Nicht so ganz in den Griff bekam das Wallraf-Richartz-Museum in Köln, dass immer wieder wertvolle Bilder verschwanden. Zum Beispiel die "Marienkrönung". Schätzwert: 1,6 Millionen Mark. Nach zwei Wochen tauchte es genau so rätselhaft auf, wie es verschwunden war. Stand plötzlich im Foyer des Museums. Täter und Methode blieben unerkannt.

Bekannt dagegen ist das Ruhrgebiet für seinen rostroten Charme. Die Vorstellung, dass eine Bundesgartenschau die Gelsenkirchener Zeche Nordstern in ein Blumenmeer verwandelt, erzeugte Skepsis vor allem bei der Bevölkerung. Zu Unrecht, wie sich herausstellen sollte. Sogar Schwarz-Braun-Sänger Heino kam im grünen Blazer und sang zusammen mit Bergmännern das Publikum in Feierstimmung.

Wenig zum Feiern zumute war den Schalkern nach der 1:0-Niederlage auf ihrem Weg zum UEFA-Cup. Das Rückspiel wurde zur Zitterpartie. Schnelle Führung mit 1:0, doch bis zur Verlängerung hatte König Fußball kein Nachsehen mit den Königsblauen. In dieser spannungsgeladenen Situation, Schalke brauchte fürs Finale den Sieg, stand der damals 20-Jährige Clive Lavery auf. Sein Vater Engländer, vermutlich steckte ihm der Fangesang im Blut. Und in dieser Situation erhebt sich Clive Lavery im Block I und schmettert aus tiefster Fan-Seele "Steht auf, wenn ihr Schalker seid...". Und plötzlich standen alle Fans auf und in nur wenigen Minuten sang das ganze Stadion mit. Schalke hatte einen neuen Fangesang, Thon schoss auf Wilmots, und der Ball war noch zeitig im Kasten! Sieg über die Auswahl aus Teneriffa und ein freier Weg ins UEFA-Finale.

In der neuen zehnteiligen Reihe reist der WDR zurück in die 90er Jahre - in eine Zeit, als Handys noch als riesige Knochen ans Ohr gepresst wurden, Musiksender wie EinsLive und Viva den Ton angaben und das alte Revier sich zum Naherholungsgebiet mauserte.

Jedes Jahr bekommt seine eigene Dokumentation am Freitagabend zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Die Filme sind weit mehr als eine Chronologie der Ereignisse hier im Westen. Worüber diskutierten die Menschen in Nordrhein-Westfalen? Welche Kultserien liefen im Fernsehen? Was fand abseits der Metropolen im Bergischen Land, in der Eifel oder in Ostwestfalen statt? Was bewegte die Politik und wogegen liefen die Menschen Sturm?

Erzählt wird der Film von Sabine Heinrich, die Hale-Bopp in Dortmund auf dem Balkon erlebte.

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