Gott und die Welt: Der Zauberkünstler

Gott und die Welt: Der Zauberkünstler

Er nennt es 'Gospelmagic' - Evangeliums-Zauberkunst - und schlägt damit junge und alte Menschen in seinen Bann. Matthias Drechsels fingerfertige Verkündigung bereitet Gottesdienstbesuchern große Freude, seinen Eltern hingegen eher Kummer. Nicht nur sie fragen: Darf ein gläubiger Christ die Zauberkunst nutzen, um das Wort Gottes zu vermitteln? Wo verläuft sie, die Trennlinie zwischen Gut und Böse, zwischen Gospelmagic und Okkultismus? Matthias Drechsel, der sich bewusst Zauberkünstler und nicht Zauberer nennt, meint, dass noch lange nicht 'des Teufels' sein muss, was nicht erklärbar erscheint. Allein durch Kombination von geschicktem Handwerk und Ablenkungsstrategien erzielt er so starke Effekte, dass der Eindruck entsteht, übernatürliche Kräfte seien am Werk. Eine Frau durch den halbdunklen Raum schweben lassen? Für ihn kein Problem, für sein Publikum unglaublich. 'Gott lässt dich nicht fallen' raunt er dazu und lässt seinen Schwebetrick zu einem Bild für die Tragfähigkeit der Liebe Gottes werden. Kurze Zeit später zerschneidet er vor den Augen des Publikums ein dickes Seil, bis nur noch Fasern zwischen seinen Fingern hängen. Doch im Handumdrehen macht er es wieder so 'heil', dass zwei Zuschauer nach Leibeskräften daran ziehen können. 'So stabil kann Euer Glaube sein' lautet diesmal seine Botschaft. Inspiriert durch Gespräche mit gläubigen oder zweifelnden Menschen wie auch durch persönliche Krisenerfahrungen erweitert Drechsel ständig sein Repertoire an Zaubertricks. Seinen Seiltrick übte er beispielsweise ein, als er und seine Lebenspartnerin sich zu trennen drohten. 'Was verbindet uns? Hält diese Beziehung stand?' fragte er sich damals. Mittlerweile sind die beiden verlobt, baldige Heirat geplant. Als Kind aus christlichem Elternhaus war Matthias Drechsel zu DDR-Zeiten ein Außenseiter in seiner Klasse. Doch er litt nicht darunter, sondern erzählt fröhlich von einer Jugend voller Widersprüche.

Bewertung

0,0   0 Stimmen