Glück ist ein Schmetterling

Glück ist ein Schmetterling

GesellschaftsreportageD  

Schon als Kind interessierte sich Jonathan (17) für alles, was fliegt und hüpft oder in der Wiese krabbelt: 'So ein zarter Schmetterling überquert mal eben die Alpen...!' Sein Spezialgebiet sind Insekten, die er als Hobbybiologe in der Natur beobachtet und auch in der Wohnung seiner Eltern in feinmaschigen Käfigen hält. Mit einer guten Prise trockenen Humors führt uns Jonathan auf eine Entdeckungsreise in die Welt der kleinen Lebewesen und der großen Zusammenhänge.Wendet er das Prinzip der natürlichen Auslese auf sich selbst an, gesteht sich Jonathan ein, dass er wahrscheinlich nicht überlebt hätte. Beeindruckend unverblümt benennt er, was ihm ins Gesicht geschrieben steht: Jonathan wurde mit einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte geboren. Als viertes Kind der Familie Neumann kam er nach einer Risikoschwangerschaft viel zu früh auf die Welt und überlebte die ersten Wochen - an Maschinen angeschlossen - in einem Inkubator.Zur Behandlung seiner Spalte musste Jonathan im Laufe seines Lebens eine lange Reihe von Operationen über sich ergehen lassen. Sprache und Sinneswahrnehmung verbesserten sich, verlangen jedoch immer wieder nach neuer Anpassung. Eine weitere, risikoreiche Operation soll ihn dem Ziel, ein 'normales Mittelgesicht' zu bekommen, wieder etwas näher bringen. Verblüffend selbstironisch reflektiert Jonathan über das Glück eines gesunden Körpers und die Bedeutung des äußerlichen Erscheinungsbildes: 'Das Gesicht ist die Kontaktbörse des Menschen.' Scheinbar zu einem Außenseiterdasein bestimmt, überrascht uns Jonathan damit, wie souverän er sich seine eigene Nische geschaffen hat. Durch seine Leidenschaft für die Biologie hat er interessierte, meist ältere Gleichgesinnte gefunden, die ihn akzeptieren und fördern. Anders als auf dem Schulhof tritt Jonathan im Kreise von Biologen als Teil einer Gruppe auf, die in ihrem Forscherdrang manchmal noch etwas skurriler erscheinen mag als er selbst.

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