Gitterblick

Gitterblick

25 Menschen wagen sich im April 2012 hinter die Mauern eines Ortes, den keiner sonst freiwillig betritt: Die Justizvollzugsanstalt Dresden. Unter ihnen: Studenten, Beamte, Pensionäre, Auszubildende, Krankenpfleger - ganz normale Leute einfach. Sie folgen einem Aufruf in der Zeitung. Sie kommen fortan regelmäßig, jede Woche mindestens einmal. Und sie treffen auf 25 Gefangene der JVA. Drogendelikte, Diebstahl, Betrug, Heiratsschwindel, schwere Körperverletzung, Menschenraub, Mord - für diese Straftaten sitzen sie hinter Gittern - von wenigen Monaten bis zu lebenslänglich. Acht Monate haben sie, um gemeinsam ein Theaterstück auf die Beine zu stellen. 'Richtungswechsel' - haben die beiden angestellten Kunsttherapeutinnen der JVA, Yvonne und Antje, das einmalige Vorhaben genannt. Gemeinsam mit zwei freiberuflichen Choreografen, Ka und David, wagen sie das Experiment. Für ihr Theaterstück gibt es kein Textbuch, es gibt keine Vorlage - es gibt nur das Thema 'Richtungswechsel'. Aus gemeinsamen Ideen soll ein halbes Jahr später ein Theaterabend entstehen, der in der Turnhalle der JVA einem öffentlichen Publikum gezeigt wird. 'Gitterblick' ist der einmalige Blick hinter die Mauern einer Stadt. Wer sind die Menschen, die sich an so einem Projekt beteiligen, was bedeuten diese Treffen einmal pro Woche für sie? Das erste Treffen ist geprägt von distanzierter Neugierde. Rico verbringt schon Jahre in seiner Zelle. Für ihn ist der Tage der Probe der einzige Tag in der Woche, auf den er sich freut und auch die Bediensteten der JVA merken, dass das Theater einen anderen Menschen aus ihm macht. Da kann er die Hülle des harten Mannes ablegen, da kann er die verletzlichen Seiten seines Charakters zeigen, die er im Gefängnis sonst gut verbirgt. Oder Mehmet, der stolze Kurde, der eine Würde und Intelligenz ausstrahlt, die einem auch draußen nicht so oft begegnet. In der Türkei war er Lehrer. Dann kam er nach Deutschland. In seiner Zelle sieht man an der Größe der Pflanzen, wie lange er schon da wohnt.

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