Giora Feidman und das Gershwin-Quartett
Er gehört zweifellos zu den Highlights der Schwetzinger Festspiele 2012 - der Auftritt des berüchtigten Gershwin-Quartetts an der Seite des weltberühmten Klarinettisten Giora Feidman. Interpretiert werden die Werke großer Komponisten wie unter anderem George Gershwins "Lullaby", Violeta Parras "Gracias a la vida", Raúl Jaurenas "A trip to the Americas", Héctor Panizzas "Aurora" und Enrique Ugartes "Fiddler on the roof".
Namensgeber des Gershwin-Quartetts ist nicht etwa der legendäre "Rhapsody in Blue"-Schöpfer George Gershwin, sondern Starviolinist und Ensemblemitglied Michel Gershwin. Die Gershwins spielen mit dem Sound ihres populären Namens. Der Name ist aber natürlich auch Programm. Schließlich praktizierte George Gershwin schon vor Jahrzehnten das, was heute als Cross-over bezeichnet wird. Seine Grenzüberschreitungen zwischen Klassik und Folk, Oper und Blues verdankten sich dabei keineswegs einer Mode, sondern seinem künstlerischen Naturell, das undogmatisch und offen war.
Musikalisches Schubladendenken zwischen E- und U-Musik ist auch den Gershwins fremd. Und es spricht Bände, dass sie unter den klassischen Komponisten solche favorisieren, die ebenso dachten: Immerhin schrieb Mozart mit Begeisterung Kontretänze für Faschingsbälle, während Schubert ganze Serien von Ländlern komponierte.
Gleiches lässt sich auch von den Komponisten des 20. Jahrhunderts sagen, deren Quartette die Gershwins im Gepäck haben: von Astor Piazzolla, dem Vertreter des Tango Nuevo, bis zu Heitor Villa-Lobos, der so manche seiner Melodien und Rhythmen den Amazonas-Indianern abgelauscht haben will.