Gibsy

Gibsy

Im Sommer 1933 wird der Boxer Johann Rukelie Trollmann Deutscher Meister im Halbschwergewicht. Seine Freude währt nur kurz: Eine Woche später wird ihm der Titel mit einer fadenscheinigen Begründung wieder aberkannt. Trollmann ist Sinto und Mitglieder einer nichtarischen Minderheit dürfen in dieser Zeit nicht mehr Sieger sein, schon gar nicht in dieser populären Kampfsportart. Trollmanns Antwort auf die Ungerechtigkeit ist sehr gefährlich und setzt ein Zeichen: Mit weiß gepuderter Haut und hell gefärbten Haaren als Karikatur eines Ariers steigt er kurze Zeit später noch einmal in den Ring. Er verliert diesen Kampf nur deswegen, weil der 'Zigeuner' auf Anweisung nicht siegen darf. In dem Dokudrama 'Gibsy' (Trollmann hatte seinen Spitznamen 'Gypsy' in dieser Schreibweise auf seine Boxhose sticken lassen) zeichnet Eike Besuden das Leben des Boxers aus Hannover in den 1920er und 30er Jahren nach, mit Spielszenen und Gesprächen mit Zeitzeugen. Als Trollmann ist Hannes Wegener zu sehen, der für diese Arbeit sechs Wochen Boxtraining nahm. Hannelore Elsner ist als Mutter des Boxers die Erzählerin der Geschichte. Im Zuge der Recherche hat der Autor unter anderem die vermisst geglaubte Tochter von Trollmann aufgefunden. Sie hat vor allem eine Erinnerung: 'An diese leuchtenden, dunklen Augen!' Trollmann wurde 1939 zur Wehrmacht eingezogen und musste für die Nazis an der Ostfront kämpfen. 1942 kehrte er verwundet zurück und kam ins KZ. Im Jahr 1944 wurde er im KZ-Außenlager Wittenberge erschlagen. Das Dokudrama erzählt die bislang weitgehend unbekannte Lebensgeschichte eines Menschen - ein eindringliches Beispiel für Zivilcourage in der Zeit des Nationalsozialismus.

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