Gesucht: Die polygame Frau

Gesucht: Die polygame Frau

Mehr als eine Million Menschen leben nach Schätzungen in der Türkei in polygamen Verhältnissen, aber die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher. Hauptsächlich im Osten der Türkei hat die patriarchale Polygamie eine gesellschaftliche Legitimation, die auch in der islamischen Religion begründet ist. Denn der Sure 4, Vers 3 im Koran ist zu entnehmen, dass der Mann bis zu vier Frauen ehelichen darf, solange er glaubt, dass er fähig sei, sie alle 'gerecht zu behandeln'. Der moderne Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk hat 1926 die Scharia durch das Zivilgesetzbuch ersetzt und damit auch die Polygamie in der Türkei verboten. Aber wer hält sich schon an westliche Gesetze? Noch heute wächst und gedeiht die Polygamie in Anatolien. Die Filmautorin Hatice Ayten, aufgewachsen in Deutschland, mental verwurzelt in der Türkei, begibt sich auf eine abenteuerliche Reise nach Südostanatolien und Istanbul, um zu prüfen, ob die Polygamie als Lebenskonzept vertretbar ist. Schnell werden aus Stereotypen von Männern und Frauen, aus Klischees und Vorurteilen vermeintliche Tatsachen. Die Idee einer romantischen Ehe - wie man ihr im Westen begegnet - hat in diesem Zusammenhang nicht viel Raum. Der Mann in seiner klassischen Rolle als Versorger und Erzieher, als der 'ewige Vater', muss dafür sorgen, dass seine vielen Frauen und Kinder wirtschaftlich abgesichert sind. Und was wollen Frauen? Suchen sie den Vater oder den Liebhaber oder beide? Wie wäre es, wenn die gläubige Muslimin, reich und erotisch, das gleiche Recht für sich in Anspruch nähme und vier Männer heiratete? Würde sie gesellschaftlich geächtet werden? Die Filmemacherin macht sich auf die Suche nach einer polygamen Frau in einem ultrakonservativen Land: eine Herausforderung für Land und Leute, aber auch für die Filmautorin selbst. ARTE stellt diesen Beitrag auch bis sieben Tage nach Ausstrahlung in einer 'Streaming'-Fassung auf ARTE+7 bereit.

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