Genuss bis zur Sucht?

Genuss bis zur Sucht?

Alkohol ist die Volksdroge Nummer Eins, überall und immer dabei. Zehn Millionen Deutsche trinken regelmäßig zu viel Alkohol. 1,8 Millionen Menschen sind alkoholsüchtig. Trotzdem ist Alkohol in Deutschland sehr günstig und überall verfügbar. Warum? Wo endet der Genuss und wo fängt der Missbrauch an beim Alkoholkonsum?

Kai Diezemann macht sich auf eine Recherchereise in die Welt des Alkohols. Er verbringt eine Nacht in der Stuttgarter Ausnüchterungszentrale der Polizei. Gut ein Dutzend hemmungslos betrunkene Menschen schlafen hier täglich ihren Rausch aus. Es sind chronische Trinker und Gelegenheitstrinker, junge und alte Menschen, Männer wie Frauen - sie alle sind so betrunken, dass sie eine Gefahr für sich oder andere darstellen.
Kai besucht eine Suchtklinik in Hessen. Manuela Zirwes ist erst 35 Jahre alt. Und sie ist Alkoholikerin. Sie berichtet, wie sie langsam in die Sucht gerutscht ist. Am Ende trank sie zwei Flaschen Sekt am Tag. Hier in der Klinik versucht sie mithilfe der Therapeuten von ihrer Sucht loszukommen.
Der volkswirtschaftliche Schaden durch Alkohol wird von den Krankenkassen auf 27 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Trotzdem ändert sich nichts an der Alkoholpolitik. Warum? Kai fährt nach Schweden. Dort ist der Zugang zu Alkohol beschränkt und Alkohol ist viel teurer als in Deutschland. Er kostet das Doppelte bis Dreifache. Das wirkt: In Schweden gibt es weniger Alkoholiker, weniger Konsum, weniger typische alkoholbedingte Erkrankungen wie etwa die tödliche Leberzirrhose.
Warum folgt Deutschland nicht diesem Beispiel? Kai trifft sich mit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler. Die Bundesregierung setzt auf Präventionskampagnen statt auf Restriktion. Denn es gibt eine mächtige Alkohol-Lobby in Deutschland. Und die wusste bisher immer zu verhindern, dass Alkohol teurer wird und nicht überall zu kaufen ist.
Rund 15.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen von Alkohol. Allein im Straßenverkehr stirbt noch immer fast täglich ein Mensch durch Alkoholeinfluss.
Kai macht den Test. Mit der Verkehrswacht übt er auf einem Testgelände: Wie gut sind die Reaktionen beim Autofahren unter Alkohol. 0,5 Promille sind erlaubt. Doch wer so viel Alkohol im Blut hat, sollte nicht mehr fahren, findet Kai heraus.
Aber Kai genießt auch gerne einen guten Wein. Alkohol zu verbannen scheint der falsche Weg. Er besucht einen Winzer im rheinhessischen Ingelheim. Wein als Genussmittel in Maßen konsumiert gehöre zur Kultur selbstverständlich dazu und dürfe nicht verteufelt werden - so sieht es die Familie Wasem, die in der dritten Generation im größten Weinanbaugebiet Deutschlands ihre Reben bewirtschaftet.
Kai Diezemann besucht einen der renommiertesten Alkoholforscher Deutschlands, Professor Helmut Seitz in Heidelberg und macht den Test: Wie ändern sich seine Blutwerte, wenn Kai zwei Wochen ganz auf Alkohol verzichtet. Der Vorher-Nachher-Test zeigt: Jeder profitiert von enthaltsamen Zeiten.

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