Geld, Gier und Grössenwahn

Geld, Gier und Grössenwahn

Die Reise zum Ursprung der grössten Wirtschaftskrise seit 1929 führt nach New York: An der Wallstreet erklärt Börsenspezialist Jens Korte, wie der amerikanische Traum vom Eigenheim ohne Eigenkapital zum Alptraum wurde. Zwei ehemalige UBS-Investmentbanker erzählen, wie der Druck, die Nummer eins zu werden, blind für Risiken machte. Und der ehemalige CS-Konzernchef Oswald Grübel sinniert über die Milliardenverluste seiner Bank.

Aber das Platzen der Immobilienblase ist erst der Auftakt der Krise: Am 15. September 2008 erstickt in New York die renommierte Investmentbank Lehman Brothers an ihren faulen Hypotheken - ein Donnerschlag für die Banker. Aus Angst davor, wen es als Nächsten trifft, leihen sie sich kein Geld mehr. «Ohne Kapital kein Kapitalismus», kommentiert Jens Korte den Zusammenbruch des Kreditmarkts. Von den USA bis nach Island und Deutschland bleibt den Regierungen nichts anderes übrig, als Tausende von Milliarden in ihre Banken zu pumpen, um die Wirtschaft vor dem Kollaps zu retten.

Mit dem Untergang von Lehman Brothers erreicht die Krise auch die Schweizer Kleinanleger. Der 83-jährige Johann Thomann verliert sein Erspartes für das Altersheim: 80'000 Franken hat er auf Empfehlung seines Bankberaters in angeblich todsichere strukturierte Produkte von Lehman investiert. In der Krise zeigt sich, dass Kleinanleger die immer komplexeren Finanzprodukte nicht verstehen, derweil ihre Kundenberater sie aggressiv verkaufen, weil sie gut daran verdienen.

Anfangs Oktober 2008, als die Nachbarstaaten ihre Banken retten, preist sich die UBS als sichere Bank, und auch der Schweizer Bundespräsident sieht keinen Grund «zu pumpen, wenn es nicht nötig ist». Die Nachricht des 68 Milliarden schweren Rettungspakets trifft die Schweiz darum völlig unerwartet. Während im Börsenraum der Bank Vontobel die Händler den Tag «nur überleben» wollen, protestieren Bürger auf der Strasse gegen die Lohnexzesse, und an der Messe für strukturierte Produkte hoffen Investoren auf den nächsten Gewinn.

Was ist aus dieser Krise zu lernen? Das Fazit von Oswald Grübel, der 35 Jahre lang im Finanzgeschäft tätig war, ist vernichtend: «Es gibt jedes Mal eine neue Generation, die etwas tut, das sie vielleicht nicht tun sollte».

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