
Gefährlich nah - Wenn Bären töten

Am 6. April 2022 kehrt der 26-jährige Andrea Papi vom Joggen in einem Wald oberhalb seines Dorfes in der italienischen Provinz Trentino nicht zurück. Noch in der gleichen Nacht findet ein Suchtrupp den schlimm zugerichteten, leblosen Körper des jungen Mannes. Die Auswertung von DNS-Spuren bestätigt den durch die Biss- und Kratzspuren geweckten Verdacht eines Bärenangriffs. Der tragische Vorfall lässt in der Region, aber auch über die Landesgrenzen hinaus die Emotionen überkochen. Die Bevölkerung fordert den Abschuss, die Tierschützer wollen ihn um jeden Preis verhindern.
Nachdem vor 25 Jahren in Norditalien Braunbären wieder angesiedelt wurden, haben sich die unberechenbaren Tiere auf einen Bestand von über 100 Bären vermehrt. Nirgendwo sonst leben Bären und Menschen auf so engem Raum zusammen. Nun rächt sich, dass weder die Risiken noch die Regeln des Zusammenlebens hinlänglich besprochen worden waren.
Der Bozener Dokumentarfilmer Andreas Pichler («Das System Milch») war bereits über ein Jahr am Drehen für einen Dokumentarfilm um das schwierige Zusammenleben mit wilden Tieren, als «Gaia» oder «JJ4» zur sogenannten Problembärin wurde und «Gefährlich nah - Wenn Bären töten» ungeahnte Brisanz verlieh. Der Grimme-Preisträger schildert den tragischen Vorfall, lässt die unterschiedlichen Parteien zu Wort kommen und blickt mit einem Schritt zurück auf das grössere Bild: Will unsere moderne, risikoaverse Gesellschaft mit wilden Tieren koexistieren und um welchen Preis?
Damit handelt Andreas Pichlers sachlicher, gleichwohl emotionaler und schön bebilderter Dokumentarfilm zwar von Bären, vor allem aber auch von uns Menschen. Er propagiert keine einfachen Lösungen, sondern fordert eine Diskussion, die im Alpenraum erst noch fertig geführt werden muss.
Bewertung
Mitwirkende
- Regie Andreas Pichler
- Kamera Daniel Mazza
- Musik Henning Fuchs
- Drehbuch Andreas Pichler
Georg Tschurtschenthaler