Freie Fahrt für freie Radler?

Freie Fahrt für freie Radler?

Die Zukunft gehört den Radlern: Durch steigende Spritpreise und ein zunehmendes Gesundheitsbewusstsein fahren in Deutschland immer mehr Menschen Rad. 2020 werden es bis zu 15 Prozent sein.
Derzeit liegt der Anteil der Radfahrer bei zehn Prozent, so Verkehrsforscher der TU Dresden. Fahrradfahrer verdienen ihren angemessen Platz in der Stadt, doch den müssen sie sich mit Autos und Fußgängern teilen, was immer wieder zu hitzigen Diskussionen führt.
Wer hat Recht, wer braucht welchen Platz und wer muss auf wen Rücksicht nehmen? Dabei sind eigentlich fast alle der 63,5 Millionen 18- bis 80-jährigen Führerscheininhaber zugleich Auto- und Radfahrer sowie Fußgänger.
Ob zur Arbeit, zum Einkauf oder ins Kino - Martina Schlisio aus Erfurt erledigt fast alle Wege mit dem Rad. Im Jahr kommen da 3.000 Kilometer zusammen. Doch es ist nicht einfach in der verkehrsberuhigten Innenstadt. Obwohl zwei Fernradwege über den "Anger" führen, darf man dort nur nachts radeln, am Tag muss man schieben. In Leipzig gibt es im Innenstadtring mehrere Radfahrverbote auf Wegen und Fahrbahnen. Also setzt man sich darüber hinweg.
Verkehrsregeln werden auch anderen Stellen gerne neu und im "radfreundlichen" Sinne interpretiert: Entgegengesetzt auf dem Radweg oder in die Einbahnstraße, bei Rot über die Ampel oder im halsbrecherischen Tempo über die Fußgängerzone. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer fordert deshalb seit längerem ein konsequentes Vorgehen gegen aggressive Radfahrer. Und hat zum 1. April 2013 den Bußgeldkatalog verschärft. Radfahrer sollen für falsches Einbiegen in Einbahnstraßen künftig 20 bis 35 Euro statt wie bisher 15 bis 30 Euro zahlen. Fahren ohne Licht kostet 20 statt 10 Euro. Münster versucht das Problem mit rücksichtslosen Radfahrern durch Polizeistreifen auf Mountainbikes in den Griff zu bekommen. Die Stadt wurde bereits mehrfach zur fahrradfreundlichsten in Deutschland gewählt. Hier gibt es doppelt so viele Räder wie Einwohner und zahlreiche Sonderregeln für Radler. So dürfen sie an großen Kreuzungen zwischen den Autos bis direkt vor die Ampel fahren, damit sie bei Grün im Blickfeld der anfahrenden Autos sind. Einbahnstraßen gelten nur selten und einige Ampeln durch Sonderzeichen gar nicht für Radfahrer.
Wilhelm Domke-Schulze hat nachgefragt, bei Radlern und Autofahrern, bei Polizisten und Verkehrsforschern, bei Psychologen und Unfallmedizinern, wie die Radfahrzukunft in Deutschland aussehen wird.

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