Frei Otto - Von Seifenblasen und Zelten

Frei Otto - Von Seifenblasen und Zelten

Am Montag verstarb einer der bedeutendsten Architekten der Gegenwart. Am 31. Mai 2015 hätte er seinen 90. Geburtstag gefeiert. Er war ein Schwergewicht der internationalen Architekturszene, und doch hat er sich vor allem immer um das Leichte bemüht. Der Stuttgarter Architekt Frei Otto trat bereits in den 50ern, in der Zeit des "Betonbooms" und des baulichen "Brutalismus", für leichte Bauweisen wie Segel- und Membranenkonstruktionen ein. Und schon damals, als Rohstoffe noch zur Genüge vorhanden waren, wetterte er gegen den verschwenderischen Umgang mit Material. Ottos architektonisches Werk will zeigen, dass es auch anders geht. Das Dach des Münchner Olympiastadions von 1972 ist das bekannteste Beispiel dafür, wie sich Materialoptimierung, Leichtbauweise und Ästhetik gekonnt miteinander verbinden lassen.

Im sächsischen Siegmar geboren, experimentiert Otto bereits im Kindesalter mit Segelflugmodellen. Nach der Entlassung aus der französischen Kriegsgefangenschaft nimmt er als junger Student Kontakt zu internationalen Architekturgrößen wie Mies van der Rohe auf. 1964 gründet er dann in Stuttgart das Institut für leichte Flächentragwerke. Ottos Bauten orientieren sich an Vorbildern aus der Natur oder an organischen Strukturen. Seine Zeltkonstruktion des Deutschen Pavillons für die Expo 1967 in Montreal oder die Form des Münchner Olympiadach basieren auf Versuchen mit der Haut von Seifenblasen: Die Natur liefert mathematisch kaum zu berechnende architektonische Formen, die höchsten statischen und ästhetischen Ansprüchen genügen. Das Olympiadach wurde 2003 zum wichtigsten deutschen Bauwerk aller Zeiten gekürt.

Der Film "Von Seifenblasen und Zelten" von Louis Saul porträtiert den international renommierten Architekten und macht seine revolutionäre Leichtbauweise anschaulich. Frei Otto stellt einige seiner wichtigsten Bauten vor: Neben dem Münchner Olympiadach z. B. die "Gitterschale" der Multihalle in Mannheim, den Tuwaiq Palace in Riad, Saudi Arabien, oder die Forschungsgebäude für Architekturstudenten in Hooke Park, England.

Zum Werk Frei Ottos äußern sich unter anderem Kollegen wie Thomas Herzog, Albert Speer jun., Zaha Hadid, Michael Dickson und Christoph Ingenhoven.

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