Fernsehlieblinge

Fernsehlieblinge

Knapp ein Jahr nach dem Fall der Mauer 1989 kam es auf den deutschen Fernsehschirmen zu einem denkwürdigen Ereignis: Die BRD-'Tatort'-Kommissare Horst Schimanski und Christian Thanner ermitteln zusammen mit den DDR-'Polizeiruf 110' Kommissaren Leutnant Thomas Grawe und Hauptmann Peter Fuchs in der gemeinsamen TV Produktion 'Unter Brüdern'. Die populärsten Kommissare aus Ost und West in einem Film - eine filmische Wiedervereinigung der besonderen Art. Sie führte zusammen, was sich seit 1957 parallel, aber nicht unabhängig voneinander, im Fernsehen der beiden deutschen Staaten zur Freude des Publikums entwickelt hatte. Begonnen hatte die Tradition der eigenständigen deutschen Fernsehkrimis 1957 mit zwei Hamburger Journalisten, Wolfgang Menge und Jürgen Roland. Sie berichteten in fiktionaler Form über die Arbeit der Polizei und begründeten damit ein Genre, das bis heute weltweit hohes Ansehen genießt: der deutsche Fernsehkrimi. 'Stahlnetz' war von Anfang an ein Straßenfeger - in Ost und West. Das Fernsehen der DDR in Berlin Adlershof reagierte schnell auf diesen Erfolg und schuf das ostdeutsche Pendant 'Blaulicht'. Ebenfalls eine fiktionale Serie, die über die Arbeit der Volkspolizei berichtete. 'Blaulicht' hatte in der DDR eine ähnlich hohe Zuschauerakzeptanz wie 'Stahlnetz'. Einen großen Unterschied gab es jedoch: 'Stahlnetz' berichtete über die Kriminalität des Wirtschaftswunderlandes und 'Blaulicht' über die Kriminalität, die aus dem Westen in den Osten schwappte, denn als überlegene Gesellschaftsform gab es in der DDR keine systemimmanente Kriminalität. Beide Krimireihen kamen in Ost und West beim Zuschauer sehr gut an. Schnell entschlossen sich die Sender, neue Kommissarfiguren zu kreieren. Erik Ode als Kommissar Keller, Fritz Wepper als Inspektor Harry Klein oder Horst Tappert als Kommissar Stefan Derrick wurden in den folgenden Jahren zu Kultstars der Fernsehlandschaft.

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