Faust II reloaded

Faust II reloaded

Regisseurin Julia Haebler sagt, es sei ein unmögliches Projekt. Schauspieler Dominique Horwitz sagt, das sei eine schräge Idee, bei der er gerne dabei ist. Und die Schüler sagen: 'Oh nee, nicht schon wieder dieselbe Szene.' Bei diesem Stück ist nicht 'Faust I', den viele Leute kennen, das Thema, es geht um 'Faust II', den kaum jemand gelesen hat und der schon zu Goethes Lebzeiten als unspielbar galt. Wenn man das Stück heute aufführen will, kann das nur mit außergewöhnlichem Engagement funktionieren. Eine Schule, ein Weltorchester und ein ganzer Stadtteil in Bremen haben sich zusammengetan, um die Idee des Komponisten Karsten Gundermann Open Air auf die Bühne zu bringen: eine gerappte Sprechoper mit 500 Schülern auf und hinter der Bühne, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und Dominique Horwitz in der Hauptrolle. Goethe zwischen Hochhausschluchten und das in einem Stadtteil, in dem fast nur Ausländer wohnen und jede zweite Familie von Hartz IV lebt. Das ist couragiert und riskant, aber erfolgreich? Ein Beispiel für andere? Einfühlsam blättert der Film durch die Hindernisse des Schulalltags, verwoben mit den Anforderungen eines großen Orchesters und mit den ungeahnten Möglichkeiten dieses multikulturellen Stadtteils. 'Faust II reloaded' begleitet die Schüler in den letzten drei Monaten vor der Aufführung, bei den Proben, in Musikstunden, beim Nähen der Kostüme und allen anderen Vorbereitungen für das große Ereignis. Nerverei, Chaos, Genöle und null Bock stehen dabei neben der Aufregung, der Leidenschaft und dem Biss, das Unmögliche doch zu schaffen. Neben dem Filmteam von Eike Besuden ist eine Schülergruppe mit mehreren Kameras dabei, das Abenteuer zu dokumentieren. Sie haben dafür hinreißende Szenen gefunden, die sie sehr 'eigenwillig' filmisch umsetzen. 'Faust II reloaded' ist ein Filmerlebnis über die Faszination der Schüler für ein Ziel, an dem sie selbst auch immer wieder gezweifelt haben, über die Begeisterung und den Respekt der Macher. Vor allem aber ist es eine Liebeserklärung an die Idee, den guten alten Goethe einmal richtig 'auf den Kopf zu stellen': leicht, locker und weit weg von der Hochkultur.

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