Familienbande - Der Muswiesenwirt und seine Söhne

Familienbande - Der Muswiesenwirt und seine Söhne

Es soll sein letzter Umbau werden, das schwört er. Zusammen mit seinen Söhnen wuchtet Klaus Pressler schwere Mostfässer aus dem Gewölbekeller hinaus in den Schnee. Sie wollen Platz schaffen. Für einen neuen Gastraum, für mehr Gäste bei der nächsten "Muswiese". Und die soll seine letzte sein, hauptverantwortlich. "Ich will in Rente gehen, einer der Jungen soll übernehmen. Aber ob das klappt, da bin ich noch skeptisch." Der Witwer bewirtschaftet einen kleinen Bauernhof im 80-Seelen-Weiler Musdorf bei Rot am See im östlichen Hohenlohe. Die "Muswiese" ist der älteste Jahrmarkt und das jährliche Großereignis der Region. Hunderte von Markthändlern und Schaustellern sowie Zehntausende von Besuchern täglich versetzen den kleinen 80-Seelen-Weiler jeden Oktober in einen Ausnahmezustand.

Die Zuschauer begleiten die Familie vom Januar bis in den Oktober, bis zu ihrem Großereignis "Muswiese". Die Söhne gehen das Jahr durch ihre Wege, der Vater betreibt die kleine Mischlandwirtschaft. Seine Frau ist früh verstorben, die Schwiegermutter hilft im Haushalt, sein Vater leidet an Demenz. "Eine Frau gehört ins Haus!" Klaus Pressler sagt, was er denkt.

Mit dem Frühjahr erwachen die Lebensgeister, Freundinnen tauchen in der Familie auf. Immer wieder erinnert er "die Kerl" an seine Rentenpläne. Wie gehen die Söhne mit den Wünschen des Vaters um? Wie könnte das alles in Zukunft gehen, wie passt das zu ihrem Leben?

Im Herbst sind sie alle dabei, nehmen ihren Jahresurlaub für die Muswiese und stemmen dann gemeinsam mit dem Vater die Bauernwirtschaft. "Ohne die Muswiese würde es uns längst nicht mehr geben", sagt Klaus Pressler.

Die Muswiese beendet den Dornröschenschlaf des ansonsten so ruhigen Dorfes. Zehntausende von Menschen - Markthändler, Schausteller und Tausende von Besuchern täglich - parken und campieren auf den Äckern rund um die fünf Bauernhöfe, die seit dem 15. Jahrhundert hier das Marktrecht besitzen. Die Kneipe platzt aus allen Nähten und bringt die Presslers an ihre Grenzen. Aber gemeinsam sind sie stark.

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