Exclusiv im Ersten: Sterben ohne Glauben

Exclusiv im Ersten: Sterben ohne Glauben

'Sterben ohne Glauben ist ewiges Verderben', so lautet die Zeile eines alten Volksliedes. Der Osten Deutschlands ist die Hochburg des Atheismus. Doch was bedeutet Sterben ohne Glauben? Welche neuen Rituale haben sich entwickelt? Und welcher Trost bleibt, wenn man nicht an ein Wiedersehen im Jenseits und an ein Leben danach glaubt? Der Philosoph, der auf der Palliativstation in Dresden liegt und nur noch vier Wochen zu leben hat, sagt im Angesicht des Todes: 'Danach ist für mich das Nichts - die Ewigkeit oder das Nichts - beides ist schwer vorstellbar. Schön wäre, wenn etwas übrig bliebe von dem, was ich im Leben getan habe. Doch am Ende ist es egal, denn ich merke sowieso nichts mehr.' Hart klingen diese Worte, nach denen mit dem Tod alles abgeschlossen ist. Pfarrer Nikolaus Krause begleitet Sterbende in der Dresdner Universitätsklinik - egal ob gläubig oder ungläubig - und er ist sich sicher, dass es die Ewigkeit gibt. Der Gedanke daran macht für ihn das Sterben erträglicher. Die Trauerredner Simone Hofmann und Frank Ewert haben sich darauf spezialisiert, Menschen, die keinen Glauben haben, in schweren Stunden zu helfen. Sie versuchen den Trauernden neue Rituale für das Erinnern zu vermitteln, denn 'solange wir uns an einen Menschen erinnern, solange lebt er auch', erklärt Ewert. Vor Jahren verlor Frank Ewert seinen Sohn bei einem Autounfall. So plötzlich mit dem Tod konfrontiert, veränderte sich sein ganzes Leben. Für den damals 41-jährigen Pädagogen brach eine Welt zusammen. 'Da stand ich mit dem Rücken zur Wand', erinnert er sich, 'und ich merkte, dass nichtreligiöse Menschen völlig auf sich allein gestellt sind.' Vor allem nicht kirchlich gebundenen Menschen fehlt oft eine Trauerkultur. So individuell wie unsere Gesellschaft, so unterschiedlich auch der letzte Gang. Vorbei die Zeit der strengen Rituale: Individuelles Leben erlaubt auch individuellen Tod und Abschied. Auch, wenn die Friedhofsregeln in Deutschland streng sind: Bestatter finden heute immer einen Weg, spezielle Wünsche der Angehörigen zu berücksichtigen.

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