Exclusiv im Ersten: Arm trotz Arbeit

Exclusiv im Ersten: Arm trotz Arbeit

Marion Renkel ist mit Leib und Seele Friseurin. Seit 32 Jahren arbeitet sie in ihrem Beruf, aber die Zeiten, in denen sie allein von ihrem Einkommen leben kann, sind vorbei. Trotz Fulltimejob und Sechstagewoche verdient sie kaum 1000 Euro im Monat. Auch Gebäudereiniger Markus Boerhanudin vom Hamburger Flughafen liegt mit seinem Lohn unter dem Hartz-IV-Satz. Mit Überstunden verdient der Familienvater 1100 Euro netto im Monat. Zu wenig für Wohnung und Lebensunterhalt. Nur mit staatlicher Unterstützung kommt die dreiköpfige Familie über die Runden. Dennoch ist der gelernte Glaser froh, dass er diesen Job gefunden hat. Bei einer Zeitarbeitsfirma verdiente er vorher deutlich weniger. 'Von der boomenden Wirtschaft ist bei uns unten nichts angekommen', meint Markus Boerhanudin. Die Statistik gibt ihm Recht. Die Gehälter im Niedriglohnsektor sind in den vergangen zehn Jahren um mehr als 20 Prozent gesunken. Die Folge: Immer mehr Menschen müssen Hartz-IV beantragen, um ihr Gehalt aufzustocken. Doch häufig ist die Scham, trotz Arbeit auf Hilfe angewiesen zu sein, so groß, dass Arbeitnehmer wie Michael Siewert aus Stralsund auf den Zuschuss vom Jobcenter verzichten. 'Bloß nicht dem Staat auf der Tasche liegen', meint der Bäcker. Nach 14 Berufsjahren zahlt ihm sein Arbeitgeber nur knapp mehr als fünf Euro pro Stunde. Weil er sich von seinem Lohn keine eigene Wohnung leisten kann, lebt der 31-Jährige immer noch bei seinen Eltern. Eine Familie zu gründen, sei für ihn auch nicht drin, klagt Siewert. Das scheitert am Gehalt und an den Arbeitszeiten. Wie kommen Menschen damit klar, wenn sie täglich acht Stunden arbeiten und dennoch auf Hilfe angewiesen sind? NDR-Autor Thomas Karp ist der Frage nachgegangen. In seiner Reportage 'Arm trotz Arbeit' stellt er Menschen vor, die nicht aufgeben wollen und hoffen, dass die Politik eine Lösung finden wird und dafür sorgt, dass Geringverdiener von ihrem Lohn leben können - ohne staatliche Unterstützung.

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