Evangelium

Evangelium

Der Dokumentarfilm erzählt davon, wie es sich anfühlt, in ein Flüchtlingslager zu kommen. In einem solchen Flüchtlingscamp entwickelte der italienische Regisseur Pippo Delbono die Idee zu einem Theaterprojekt. Seine Mutter hatte ihn auf dem Sterbebett gebeten, das Stück zu inszenieren, da es von der Liebe handle. Pippo Delbono selbst glaubt nicht an Gott. Nicht an einen Gott, der über das Wasser läuft, während andere ertrinken - so wie Tausende Flüchtlinge, die im Meer den Tod finden.

Der Dokumentarfilm erinnert formal an ein Bild von Caravaggio, auf dem ein armer Pilger mit schmutzigen Füßen vor einer Madonna kniet und dabei schön und stark wirkt. Genauso inszeniert Pippo Delbono seine Laiendarsteller, die Flüchtlinge, ihre Gesichter und ihre Mimik. Sie wirken fast wie Offizianten, die den Zuschauer mit Themen wie Leben und Tod, Gewalt und Härte, Überlebenswillen und Zerbrechlichkeit konfrontieren.

Pippo Delbono ermöglicht einen Perspektivwechsel und erzählt die Geschichten der Camp-Bewohner mit großer Sensibilität und großem Respekt vor den einzelnen Schicksalen. Die Flüchtlinge nehmen in dem Film bewusst Raum ein, um als Menschen, und nicht als bloße Eindringlinge oder Bedürftige wahrgenommen zu werden. Entstanden ist ein fast schon einem reinigenden Ritual gleichender Dialog, der mit vielen Klischees aufräumt.

Der Zuschauer taucht ein in die Welt der Flüchtlinge und bahnt sich einen Weg durch eine Dunkelheit, in der auch wir uns befinden. Denn in diesen schwierigen Zeiten fragt man sich manchmal, wer eigentlich wem helfen muss. Und vielleicht ist dies die eigentliche Botschaft Christi von der Nächstenliebe, in ihrer ganzen Wahrheit, dass eigentlich uns geholfen werden muss, damit wir nicht auf politische Abwege gelangen, die auf falschen Ideologien, Lügen und Fanatismus fußen.

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