Europas vergessene Völker - Die Ewenken in Sibirien / Die Kaschuben in Polen

Europas vergessene Völker - Die Ewenken in Sibirien / Die Kaschuben in Polen

Im Winter bestimmen im kleinen sibirischen Städtchen Lengra in Yakutien ausschließlich die Naturgewalten das Leben. Hier im Nordosten Sibiriens lebt das Volk der Ewenken. Bei ihnen herrscht im Januar eine unerbittliche Kälte. In der Nacht fällt die Temperatur meist auf 50 Grad unter dem Gefrierpunkt, am Tag ist es "nur" Minus 40 Grad. Alles gefriert, der Atem, die Fenster und selbst die Abgase der Autos. Nur einem Lebewesen scheint die bittere Kälte nichts anhaben zu können, dem Rentier. So ist es auch für die wenigen hier lebenden Nomaden das wichtigste Nutztier. Auch nach dem Ende der Sowjetzeit hat sich das harte Leben der als Nomaden in Sibirien lebenden Ewenken kaum verändert. Die meisten Hirten arbeiten bis heute für den Staat und leben am Existenzminimum. Viele sind sesshaft geworden. Nur wenige Männer nehmen ihre Frauen im polaren Winter noch mit auf Wanderschaft. Viktor Semjonow und seine Frau Oxana gehören zu den Ausnahmen. Sie haben sich dazu entschlossen, weiterhin den traditionellen Nomadenalltag in der Taiga zu leben. Für die Semjonows heißt das aber auch, dass sie oft von ihren Kindern getrennt sind, die dann im Dorf im Internat bleiben. Oxana und Viktor Semjonow müssen mehr schlecht als recht von dem bescheidenen Einkommen leben, das ihnen ihre Rentiere bieten. Und so stellen sie sich immer wieder die Frage, ob die Tradition und der Erhalt ihrer Kultur es wert sind, dieses harte Leben auf sich zu nehmen.

Die Kaschuben sind ein westslawisches Volk, das im Norden Polens lebt. Im Sozialismus galten Volksbräuche als rückschrittlich und verschwanden von der Bildfläche. Doch seit der politischen Wende Ende der 80er Jahre in Osteuropa besinnen sich vergessene Völker wie die Kaschuben wieder ihrer kulturellen Identität und ihrer Traditionen.

Die Kaschuben sind ein westslawisches Volk, das im Norden Polens lebt. Die Dokumentation erzählt davon, wie es sich für die Wiedererweckung seiner Identität engagiert. Im Sozialismus galten Volksbräuche als rückschrittlich und verschwanden von der Bildfläche. Seit der politischen Wende Ende der 80er Jahre in Osteuropa besinnen sich vergessene Völker wie die Kaschuben wieder ihrer kulturellen Identität. Besonders an Feiertagen wie Weihnachten oder zu regionalen Festen wird das deutlich, wenn Jung und Alt in ihren schönen kaschubischen Trachten die folkloristischen Tänze aufführen und ihre traditionellen Lieder singen.

Weihnachten ist bei den Kaschuben ein ganz besonderes Fest. Das hat mit ihrem streng katholischen Glauben und der Pflege ihres Brauchtums zu tun. Beim weichnachtlichen Festessen stehen am Heiligabend zwölf unterschiedliche Gerichte auf dem Tisch. Sie symbolisieren die zwölf Apostel Christi. Sogar die Kühe bekommen an diesem Tag etwas Besonderes in ihre Tröge und werden vor dem Fressen gesegnet. Bei aller Religiosität kommen Spaß und Frohsinn zum Fest nicht zu kurz. So ziehen lustige Cliquen von Haus zu Haus, um mit lautem Getöse und furchterregenden Kostümen das Böse zu verscheuchen.

Die Dokumentation begleitet die junge Germanistikstudentin Jola Drywa auf der Suche nach ihren kaschubischen Wurzeln. Wir sind dabei, wenn sie an einer Pfeifenmeisterschaft teilnimmt, besuchen sie bei ihren Eltern im Dorf, feiern mit ihrer Familie Weihnachten und folgen mit ihr in Danzig den Spuren des wohl berühmtesten Kaschuben, Günter Grass. Der Film zeigt auch die musikbegeisterte Familie der Kaschubisch-Lehrerin Joanna Szroeder, die eine Tanzgruppe leitet, fährt mit der Fischerfamilie Meczykowski auf den Mauszsee, der auch das "Kleine Meer der Kaschubei" genannt wird, und feiert mit ihnen den Johannistag.

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