Esther Geisser und die heiligen Kühe
Für Hindus sind Kühe unantastbar. Doch in Wirklichkeit sind Kühe, Rinder und Kälber nur für einen Teil des indischen Volkes heilig. Esther Geisser kämpft an vorderster Front gegen das Tierleid.
Sie würden genutzt, missbraucht, gequält und getötet, sagt die Schweizerin. Seit Jahren schon engagiert sie sich im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh für den Tierschutz. Reporter Hanspeter Bäni begleitet die Tierschützerin nach Indien.
Das Kalb stolpert beim Eingang zum Tempel und fällt hin. Der gläubige Hindu zerrt es mitleidlos hoch und geht weiter. Esther Geisser steht erschüttert daneben. Die 50-Jährige empfindet es als heuchlerisch, wenn die Gläubigen ihre männlichen Kälber dem Tempel spenden. "Die Menschen wollen ihre Tiere auf bequeme Art loswerden, weil sie keinen Nutzen haben, denn laut Gesetz ist es verboten, sie zu schlachten", sagt Geisser. Tatsächlich sind in den Tempeln nur indische Kühe willkommen. "Die männlichen Tiere oder alle anderen Rassen werden illegal geschlachtet, oder man lässt sie einfach verhungern oder verdursten", ereifert sich die Schweizerin.
Esther Geisser und ihr Team klären die Menschen auf und versuchen, sie dazu zu bewegen, ihre Tiere zu behalten oder sie einem Gnadenhof zu spenden, der durch Schweizer Spendengelder mitfinanziert wird. Nebst Kälbern und Rindern leben im Gnadenhof unzählige weitere Tierarten. Besonders stolz ist Geisser auf das Katzenhaus.
Die Juristin machte nach ihrem Studium eine Zusatzausbildung als Verhaltenstherapeutin für Katzen. Aktiv bekämpft sie das "Katzenelend" auch hierzulande. Das bringt ihr längst nicht nur Sympathien ein. Anonyme Bedrohungen im In- und Ausland führten schon dazu, dass sie Polizeischutz brauchte.