Erinnerung und Versöhnung

Erinnerung und Versöhnung

Nach dem jüdischen Kalender beginnen 2015 die sogenannten Hohen Feiertage am 14. September mit dem Neujahrsfest Rosch ha-Schana. Damit beginnt nach der jüdischen Zeitrechnung das Jahr 5.776. Der Neujahrstag ist ein Tag des Gedenkens und der Erinnerung an den Bund, den Gott mit seinem Volk Israel geschlossen hat. Zu Beginn des neuen jüdischen Jahres sind die Menschen aufgefordert, Rechenschaft über ihr Leben abzulegen, sich ihrer Schuld, aber auch ihrer Verantwortung bewusst zu werden. So ist Rosch ha-Schana auch der Tag des Gerichts für den Menschen, dem wiederum zehn Tage später der wohl wichtigste Tag im jüdischen Kalender folgt, der sogenannte Versöhnungstag "Jom Kippur" .Ganz bewusst folgt in der jüdischen Tradition dem Tag des Gerichts der Tag der Versöhnung, an dem der Mensch den Weg zu Gott zurückfinden kann. Erinnern und Versöhnen - diese beiden Pole prägen die Hohen Feiertage im jüdischen Kalender. So steht die Versöhnung mit dem Allmächtigen, aber auch untereinander am Ende der sogenannten Hohen Feiertage, die mit Rosch ha-Schana am 14. September beginnen und am 23. September mit dem Tag der Versöhnung, mit Jom Kippur, ihren Höhepunkt finden. Aus Anlass der diesjährigen Hohen Feiertage hat Meinhard Schmidt-Degenhard an diesem Sonntagvormittag den Rabbiner Tovia Ben-Chorin eingeladen, um mit ihm über die Bedeutung der Feiertage, aber auch über das Leben in den jüdischen Gemeinden zu sprechen. Bis zum Frühjahr 2015 war der heute 78-jährige Ben-Chorin als Rabbiner der jüdischen Gemeinde zu Berlin tätig, im Sommer wechselte er in das schweizerische St. Gallen. Der liberale Rabbiner liebt den Dialog, das Gespräch miteinander - ob nun mit anderen Juden, mit Moslems, Christen oder Nichtgläubigen. Er ist der Mann des Dialogs - und das hat er von seinem Vater, dem bekannten Religionswissenschaftler Fritz Rosenthal, später Schalom Ben-Chorin, gelernt, der 1935 von München nach Palästina emigrierte. Den jüdisch-christlichen Dialog seines Vaters hat er inzwischen weitgeöffnet zu einem Gespräch zwischen Juden, Christen und Muslimen. In Berlin gehört er zu den Mitbegründern des "House of One" - ein Gebetshaus, in dem Juden, Christen und Muslime gemeinsam unter einem Dach zusammen kommen.

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