Endlich Witwe

Endlich Witwe

Anne-Marie Gratigny (Michèle Laroque), eine Frau in den besten Jahren, ist seit einer gefühlten Ewigkeit mit dem Schönheitschirurgen Gilbert (Wladimir Yordanoff) verheiratet, einem arroganten Ekelpaket, das keine Gelegenheit auslässt, sie zu demütigen. Was der selbstgefällige Gatte nicht ahnt: Anne-Marie hat seit zwei Jahren eine Affäre mit dem sympathischen Schiffsrestaurator Léo (Jacques Gamblin). Eigentlich möchte sie mit diesem für ein Jahr nach China gehen, wo er einen lukrativen Auftrag ausführen soll, aber Entscheidungen sind nicht gerade ihre Stärke. Sie müsste sich endlich von ihrem Gatten trennen, traut sich aber nicht so recht. Welch ein glücklicher Zufall, dass Gilbert bei einem Autounfall ums Leben kommt - oder ist es Fügung? Jedenfalls stehen Anne-Marie von einem Moment auf den anderen sämtliche Möglichkeiten offen - wenn da nicht die Familie ihres verstorbenen Mannes wäre, die sich bei ihr einnistet, um sie über den Verlust hinwegzutrösten. Also muss Anne-Marie ihrer nervtötenden Sippschaft die trauernde Witwe vorspielen, während sie auf der anderen Seite heimlich mit Léo Zukunftspläne schmiedet. Da sie sich bei ihrem Versteckspiel immer wieder in Widersprüche verstrickt, sind die lieben Verwandten bald überzeugt, dass mit Anne-Marie etwas nicht stimmt. Also verschiebt der versammelte Clan die Abreise und beginnt eine lückenlose Observation. 'Endlich Witwe', die zweite Regiearbeit der Schauspielerin Isabelle Mergault, war in Frankreich einer der großen Kassenerfolge des Jahres 2008. Kein Wunder: Mit einem genauen Gespür für Milieus und Charaktere nimmt der Film die bildungsbürgerliche französische Bourgeoisie ebenso aufs Korn wie das Klischee vom proletarischen Bohemien in Gestalt von Léo. Das spielfreudige Ensemble wird angeführt von Michèle Laroque ('Ein Mann sieht rosa') als 'lustiger Witwe' Anne-Marie und Jacques Gamblin, der den Schöngeist Léo mit Selbstironie verkörpert. In gewisser Weise erscheint 'Endlich Witwe' als Umkehrung von Mergaults preisgekröntem Regiedebüt 'Sie sind ein schöner Mann'.

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