Emil Nolde - Maler und Mythos

Emil Nolde - Maler und Mythos

Künstlerporträt 

Zum 150. Geburtstag von Emil Nolde am 7. August 2017 wirft der Film einen neuen Blick auf den wohl bekanntesten und beliebtesten norddeutschen Maler.

Filmautor Wilfried Hauke zeigt einen Künstler in seiner - bis heute faszinierenden - weiten Landschaft und einen durch und durch widersprüchlichen Menschen, der keineswegs nur das "Opfer" der NS-Zeit war, als den ihn die junge Bundesrepublik gern sehen wollte.

Der Film ist keine Nacherzählung einer Biografie, sondern zunächst einmal ein Besuch in "Noldes Land". Wilfried Hauke spricht mit Zeitzeugen, die sich noch an ihre Kindheit erinnern, in der unter einem Reetdach in der Nachbarschaft ein alter, verschwiegener Maler lebte: Mit der Grundschullehrerin, die aus Begeisterung für Noldes Bilder aus Berlin nach Seebüll gezogen ist und den Kindern die großartige Farbenwelt dieses Werks nahebringen will. Mit dem Landschaftsmaler, der sich bis heute von Nolde inspirieren lässt, und mit dem Gärtner, der Noldes berühmte Blumenwelt hegt und pflegt. Sie alle stehen dafür, dass Nolde bis heute seine Anziehungskraft nicht verloren hat.

Außerdem spürt der Film den Widersprüchen und vor allem Selbststilisierungen dieses Künstlers nach, der eben alles andere war als nur der naturverliebte, unpolitische, von Meer und Weite schwärmende Naturmaler. Durch Recherchen von Kunsthistorikern und Biografen, zum Teil aktiv - und selbstkritisch - initiiert von der Nolde-Stiftung in Seebüll, hat das Lebensbild viele dunkle Stellen bekommen. In Briefen und Dokumenten werden Noldes Nähe zum Nationalsozialismus und sein Antisemitismus überdeutlich.

So schrieb er an Goebbels, er habe "von Beginn der Nationalsozialistischen Bewegung an als fast einzigster deutscher Künstler im offenen Kampf gegen die Überfremdung der deutschen Kunst, gegen das unsaubere Kunsthändlertum und gegen die Machenschaften der Liebermann - und Cassirerzeit gekämpft."

Bekenntnisse wie diese gibt es viele - Nolde bekam trotzdem Malverbot, weil Hitler seinen Kunstgeschmack gegen den von Goebbels durchsetzte, nicht aber, weil er irgendeine Art von Oppositionsfigur gewesen wäre.

Als eine solche stilisierte sich Nolde jedoch nach dem Krieg. Besuche von bundesrepublikanischer Politprominenz, die Sehnsucht der Nachkriegsgesellschaft nach "sauberen" Bildern und nicht zuletzt auch Siegfried Lenz' "Deutschstunde" haben einen Nolde-Mythos entstehen lassen, der wenig mit den Widersprüchen und Abgründen dieses Malers zu tun hat.

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