Eisbärensommer
Eisbären sind die Könige der Arktis. Sie sind auf wunderbare Weise an ihre Welt aus Schnee und Eis angepasst. Während der Wintermonate, wenn weite Teile des arktischen Ozeans gefroren sind, sind sie in ihrem Element, denn ihre Hauptnahrungsquelle sind Robben und andere Meeressäuger, die sie auf dem Packeis erbeuten.
Doch auch in der Arktis gibt es eine Zeit, in der die Tage lang sind und die Temperaturen über den Gefrierpunkt steigen. In der Hudson Bay, dem südlichsten Teil des arktischen Ozeans, bilden sich im Spätfrühling Risse im Packeis. Grosse Eisschollen entstehen, die mit zunehmender Kraft der Sonne zu immer kleineren Schollen zusammenschmelzen - bis die Hudson Bay Anfang Juli eisfrei ist. Die Eisbären müssen an Land schwimmen und sind nun dort «gefangen».
Schwierige Zeiten brechen jetzt an, denn ihre Hauptbeute, die Robben, meiden die flachen Küstenstreifen der Hudson Bay. Die Gefahr bei einsetzender Ebbe an Land zu stranden und zur leichten Beute zu werden, ist für die Robben hier besonders gross. Eisbären wiederum sind zwar hervorragende Schwimmer, aber im offenen Meer den wendigen Robben weit unterlegen. Die Konsequenz: Ohne Packeis, auf dem sie jagen können, sind die Bären ihrer wichtigsten Energiequelle beraubt und die Sommermonate werden für sie zur Fastenzeit. An der Küste angespülte Walkadaver, gelegentlich erbeutete Kleinsäuger, Wasservögel sowie Beeren und Pflanzen bilden dann den kargen Speiseplan. Doch damit können die riesigen Tiere ihren Appetit kaum stillen und so zehren sie die meiste Zeit von ihren im Winter angelegten Fettreserven. Die an Land gestrandeten Eisbären müssen sich an eine Umwelt anpassen, die ihnen eigentlich fremd ist.