Eingesperrt und abgeschoben: Die Häftlinge von Ingelheim

Eingesperrt und abgeschoben: Die Häftlinge von Ingelheim

Ein paar Stunden hat er noch - und wenn es nach den deutschen Behörden geht, dann sind es seine letzten auf deutschem Boden. Lokman G. wird abschoben. Die vergangenen Wochen hat er im Abschiebegefängnis im rheinland-pfälzischen Ingelheim verbracht. 36 Jahre ist er alt, in Deutschland geboren. Als Jugendlicher hatte er eine Straftat begangen, hatte im Gefängnis gesessen und war anschließend abgeschoben worden. 16 Jahre ist das her. Seither ist er in Deutschland unerwünscht. Und versucht trotzdem immer wieder vergeblich, hierher zurückzukommen, zu seiner Familie. Bei seinem letzten Besuch in Deutschland wurde er aufgegriffen und wartet nun in seiner Zelle auf den Abtransport zum Flughafen und dann weiter nach Istanbul. Nebenan beten Jojo P. und Jerome D. mit dem katholischen Diakon Christopher Jones das 'Vater Unser'. Die beiden Männer von den Philippinen haben den Seelsorger gebeten, ihnen die Kommunion zu bringen. Sie sind verzweifelt: Seit zehn Jahren leben und arbeiten sie in Frankreich. Bei einem kurzen Abstecher nach Deutschland sind sie festgenommen worden. Sie hatten keine Papiere für Deutschland. Jetzt droht die Abschiebung. Nicht nach Frankreich, sondern gleich zurück nach Manila. Dann wäre das mühsam aufgebaute Leben in Europa kaputt. Ein Traum zerplatzt. Jeder der 21 Häftlinge, die zu diesem Zeitpunkt im Abschiebegefängnis in Ingelheim einsitzen, hatte seine Träume und Hoffnungen. Von einem besseren Leben bei uns in Deutschland. Es sind Menschen aus allen Nationen: abgelehnte Asylbewerber aus der ehemaligen Sowjetunion, sogenannte 'Wirtschaftsflüchtlinge' aus Asien und Afrika, vor Gewalt und Bürgerkrieg geflohene Menschen aus den Kriegs- und Krisenregionen dieser Erde. Sie alle dürfen nicht in Deutschland bleiben. Ein Gericht hat entschieden: Sie müssen in Haft, damit sie sich der drohenden Abschiebung nicht entziehen können. SWR-Reporter Kai Diezemann hat ihre letzten Tage im Ingelheimer Abschiebegefängnis in einer bewegenden Reportage dokumentiert.

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