Ein Spezialist

Ein Spezialist

Am 23. Mai 1960 gab der israelische Ministerpräsident Ben Gurion vor der Knesset bekannt, dass israelische Sicherheitskräfte einen der größten Naziverbrecher, Adolf Eichmann, gefunden haben. Von April bis Dezember 1961 fand in Jerusalem der Prozess gegen Eichmann statt. Die Anklage umfasste in 15 Punkten Verbrechen gegen das jüdische Volk, Verbrechen gegen die Menschheit und die Mitgliedschaft in verbrecherischen Organisationen. Eichmann, der sich in keinem der 15 Punkte für schuldig befand, wurde am 15. Dezember 1961 zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde im Mai 1962 vollstreckt. Der Eichmann-Prozess ist das einzige Verfahren gegen einen Kriegs- und Naziverbrecher, das in voller Länge in Bild und Ton aufgezeichnet wurde. Die Video-Aufzeichnungen von mehreren hundert Stunden lieferten das Material für den Film 'Ein Spezialist'. Der Film, der keine Zusammenfassung des Verfahrens sein will, konzentriert sich völlig auf den Täter. Eichmanns Verhalten in dem äußerst fair geführten Verfahren erlaubte Eyal Sivan und Rony Brauman eine eindrückliche Darstellung dessen, was Hannah Arendt die 'Banalität des Bösen' nannte: Die Abwesenheit von Denken und Moral. 2001 wurde der Regisseur Eyal Sivan in der Sparte 'Information und Kultur' mit einem 'Adolf Grimme-Preis' in Gold ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es: ''Ein Spezialist' ist eine bedrückende Dokumentation über die Normalität der Mörder. Aber seine Wirkung verdankt der Film vor allem der künstlerischen Freiheit, die sich Sivan in gestalterischer Bearbeitung des Dokumentarmaterials genommen hat. Um die Wahrheit herauszuarbeiten, ist hier alles manipuliert und der Eichmann-Prozess zur Kenntlichkeit komprimiert. Der ,Spezialist' ist einer zum Fürchten, ein Film, der in seiner modernen Machart das Vergangene ins Heute zurückholt.

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