Ein Film über japanisches Tanztheater

Ein Film über japanisches Tanztheater

Butoh - das ist Tanztheater, entstanden in Japan nach dem zweiten Weltkrieg. Eine Avantgarde rebellierte mit dieser neuen Art des Ausdruckstanzes gegen die Enge der japanischen Nachkriegsgesellschaft. Die zuckenden, krampfenden Körper der Tänzer offenbarten die Wunden einer traumatisierten Generation, '... wie ein Leichnam, der sich mit aller Kraft aufzurichten versucht.' Als 1959 der Pakt über gegenseitige Sicherheit zwischen Japan und USA unterzeichnet wurde, rüsteten sich Studenten, Intellektuelle und Künstler zum Widerstand. Im Zentrum der Bewegung: Tatsumi Hijikata (1928-1986). Mit 23 war er nach Tokyo gekommen, besuchte eine Aufführung von Kazuo Ohno (1906-2010) und war beeindruckt. Ohnos Tanz sei wie eine 'gefährliche Medizin'. Die beiden beginnen zusammen zu arbeiten - Hijikata, der junge Charismatiker und Ohno, der bereits über 50-jährige Tänzer. Hijikata, wild und unberechenbar, ist der führende Kopf, Ohno, weich und grazil, die Seele der Butoh-Bewegung. Die Straßen Tokyos werden zur Bühne für ihre spontane Kunst, die versteckten und verdrängten Lüste des Menschen zur Quelle ihrer ausdrucksstarken Bewegungen. Tatsumi Hijikata, der 'Architekt des Butoh', starb 1986 mit nur 57 Jahren. Er hatte Japan nie verlassen. Kazuo Ohnos Tanz wurde in Europa sehr viel populärer. Denn die 'Seele des Butoh' erreichte ein biblisches Alter: Er verstarb 2010 im Alter von 104 Jahren. In den 80er Jahren kam Butoh auch in Deutschland an. Die radikale Energie der Anfangsjahre ist zwar längst verflogen, doch Butoh ist immer noch eine Tanzkunst, die fasziniert. Elisabeth Hambergers Film beschreibt die Geschichte des Butoh, zeigt historische Filmaufnahmen und präsentiert weitere wichtige Vertreter dieser Kunstform: Zum Beispiel Mitsutaka Ishii, damals einer der exzentrischsten Tänzer Hijikatas. Geboren wurde er 1939 in der Nähe von Hiroshima. Er war 6 als die US-Army ihre Atombomben über Hiroshima abwarf. Als junger Mann kommt er nach Tokyo, um Ballett zu studieren und trifft auf die Butoh-Avantgarde um Hijikata. Der Film stellt auch den Sohn von Kazuo Ohno vor: Yoshito Ohno (* 1938). Er hat ab 1986 alle Aufführungen seines Vaters betreut, mit ihm auf der Bühne getanzt und ihn bis zu seinem Tod 2010 umsorgt. Durch eine enge Freundschaft mit Yoshito Ohno verbunden ist der in Deutschland lebende Butoh-Tänzer Tadashi Endo (* 1947). Außerdem zeigt die in der Nähe von Stuttgart lebende Tänzerin und Choreographin Christine Chu ihren ganz persönlichen Butoh, den sie als ihre 'Lebensaufgabe' beschreibt.

Bewertung

0,0   0 Stimmen