Ein Duft von Freiheit

Ein Duft von Freiheit

Der Kapitalismus produziert weltweit immer mehr Verlierer. Da erhält eine alte Idee neue Kraft: die Genossenschaft. In Guatemala trotzen indigene Kaffee-Kleinbauern harten Umständen.

Guatemala ist ein Land mit grausamer Geschichte und dominierender Oligarchie. Doch mit ihrer Genossenschaft, seit 30 Jahren geführt von einem Schweizer, sind die Kleinbauern dort zu einem der wichtigsten Kaffee-Exporteure des Landes aufgestiegen.

Kaffee prägt die Geschichte der Maya-Völker in Guatemala. Zuerst wurde ihnen ihr Land weggenommen, dann wurden sie zur Zwangsarbeit auf den Plantagen deutscher Großgrundbesitzer verpflichtet.

Jetzt, genossenschaftlich organisiert, exportieren die Kleinproduzenten ihren Kaffee in alle Welt - dies unter der Führung eines Schweizers, dessen Ziel es stets war, die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Kleinbauern zu stärken und damit die gesellschaftliche Emanzipation der Maya zu fördern.

Der Film von Ruedi Leuthold und Beat Bieri erzählt, wie die neue Freiheit auch die alte Idee der genossenschaftlichen Zusammenarbeit wiederbelebt: Der Gewinn geht nicht an Großgrundbesitzer oder anonyme Kapitalgeber, sondern wird nach unten verteilt.

24 000 Kleinbauern sind im Genossenschaftsverband "Fedecocagua" organisiert. Seit 30 Jahren wird die Organisation vom Schweizer Ulrich Gurtner geführt. Indem er den Kaffee seiner Mitglieder direkt an der Börse verkaufte, erlöste er sie von windigen Zwischenhändlern.

Und er versuchte auch, sie von den Abhängigkeiten zu befreien, die durch Entwicklungshilfe entstehen kann. "Wartet nicht, dass jemand kommt und euch den Segen bringt für das ganze Leben. Das existiert nicht", sagt er den Kaffeebauern, "wir müssen die Probleme selbst angehen."

Das ist umso schwieriger in einem Land, in dem drei Prozent der Einwohner 70 Prozent des Bodens besitzen. Die Oligarchie beherrscht die Politik des Landes bis heute. Damit sind auch die Schrecken des langjährigen Bürgerkrieges, der 200 000 Menschen, größtenteils Angehörige der Maya-Völker, das Leben kostete, bis heute kaum aufgearbeitet. 1996 wurde zwar ein Friedensabkommen unterzeichnet. Doch Ulrich Gurtner hat das Gefühl, dass der Krieg gegen die Maya-Bevölkerung bis heute nicht richtig aufgehört hat.

Aber mit dem Genossenschaftsverband "Fedecocagua" sind die kleinen Kaffeebauern zum zweitgrößten Exporteur Guatemalas gewachsen. Nespresso, Starbucks und Coop gehören zu den Abnehmern der Familienbetriebe mit ihren teilweise winzigen Höfen. Damit haben sie eine politische Plattform, die nicht mehr ignoriert werden kann. Dank der technischen Unterstützung des Verbandes sind 60 Prozent des Kaffees zertifiziert und erzielen damit bessere Preise. In schwierigen Zeiten wie jetzt, da der Kaffeepreis existenzgefährdend tief gefallen ist, kann die Genossenschaft mit fairen Überbrückungskrediten und Preiszuschlägen das Überleben erleichtern.

Das Wichtigste aber, was Gurtner erreicht habe, so sagt ein langjähriger Mitstreiter, sei, dass die marginalisierten Kleinbauern wieder stolz auf ihre Arbeit seien und auf ihren hochwertigen Kaffee.

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