"Ein bisschen Leben!"

"Ein bisschen Leben!"

Viele Menschen haben im vergangenen Jahr ihre Heimat verlassen, um irgendwo anders leben zu können: ohne Angst vor Bomben oder Polizei, aber auch ohne Angst vor Hunger und Elend. Die Stimmung hierzulande ist gespalten: Die einen sind dagegen, dass Deutschland überhaupt Flüchtlinge aufnimmt, andere unbedingt dafür, und wiederum andere wollen einfach weniger Flüchtlinge. Aber wer mag entscheiden, und vor allem nach welchen Kriterien soll entschieden werden, wer bleiben darf und wer nicht? "Horizonte" möchte wissen, was die Betroffenen selbst sagen, und lässt den Zuschauer entscheiden: Flüchtlinge erzählen ihre Lebensgeschichte direkt in die Kamera und damit unmittelbar dem Zuschauer vor dem Fernseher, von Angesicht zu Angesicht. Da ist zum Beispiel Meryem Danjel, gläubige Christin aus dem Irak. Sie hatte als Buchhalterin ein bescheidenes, aber gutes Leben - bis vor drei Jahren, als muslimische Milizen begonnen haben, sie zu terrorisieren: "Wenn du nicht abhaust, bringen wir dich um!", haben sie ihr immer wieder angedroht - eine Drohung, die sie bei anderen irakischen Christen auf grausame Weise wahr gemacht haben. Sie konnte fliehen, musste Familie und Heimat hinter sich lassen und auf ein neues Leben hier in Deutschland hoffen. Oder Altaf und Manzor Hussain, zwei junge Afghanen, die als Angehörige einer muslimischen Minderheit von Taliban verfolgt werden. Nachdem die Großeltern umgebracht wurden, musste die Familie nach Pakistan fliehen. Dort wurde der Vater umgebracht. Bei der abenteuerlichen Flucht nach Deutschland verloren sie die Mutter und den kleinen Bruder. Nun suchen sie verzweifelt nach ihnen. Mousa Almjbel, ein syrischer Moslem, hatte Haus, Familie und einen guten Job. Doch weil sein Bruder den syrischen Diktator Assad kritisierte und ins Ausland floh, wurde Mousa ins Gefängnis gesteckt und gefoltert. Jetzt ist er hier und hofft, eines Tages seine Familie nachholen zu dürfen, die nach Jordanien fliehen konnte. Und die Banis aus Albanien mussten fliehen, weil ihr kleiner Sohn todkrank ist - schickt man sie zurück, wäre das das Todesurteil für den Dreijährigen. Es sind Geschichten, die betroffen machen, Geschichten, die die Frage aufwerfen: Was würde ich machen, wenn das meine eigene Lebensgeschichte wäre? Und Geschichten, die deutlich machen, wie schwierig es sein kann, abseits von Parolen und Lippenbekenntnissen zu entscheiden, wer hier bleiben darf und wer nicht.

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