Ein Abend mit Lino Ventura

Ein Abend mit Lino Ventura

Der französisch-italienische Schauspieler Lino Ventura (1919-1987) ist in den 60er Jahren einer der populärsten französischen Charakterdarsteller. Oft verkörpert er knallharte Polizisten oder schwere Jungs. Der Ringer mit Mechaniker-Lehre spielt zunächst kleinere Gangster-Nebenrollen. International bekannt wird er mit Melvilles "Der Zweite Atem" (1966).

Für seine Rolle in Claude Lelouchs "Ein glückliches Jahr" wird er auf dem Festival von San Sebastián 1973 ausgezeichnet. Der Schauspieler mit den markanten Gesichtszügen ist für seine sparsame Mimik bekannt. Sein reduziertes Spiel vermittelt aber dennoch Emotionen. Oft verkörpert Ventura zwar wortkarge, aber dennoch tiefe Charaktere, oft mit melancholischem Grundton.

"Ich - Die Nummer eins" ist auch ein solch melancholischer Film um einen harten Mann. Der Franzose Clément Tibère gerät zwischen die Fronten des britischen und russischen Geheimdienstes. Zweimal wird er gefangen genommen, zweimal für tot erklärt. Der Identitätslose wird zum Opfer einer ausweglosen Jagd. Tibère weiß um die Aussichtslosigkeit seiner Flucht und doch stellt er sich nicht. Noch einmal möchte er in seine Heimatstadt zurückkehren, noch einmal seine ehemalige Frau sehen.

Das neue Porträt "Lino Ventura - Ganove mit Herz" setzt in der Kindheit des Schauspielers an. Er kam als Sohn italienischer Einwanderer nach Paris und wurde zunächst von seinem Umfeld gedemütigt. Die Dokumentation ergründet den Menschen hinter der rauen Schale und hinter den harten Figuren, die er verkörperte, die meist mutige, aber in sich gekehrte Einzelgänger waren. Im Kreis der Kollegen und Filmemacher war Ventura bekannt als sensibler, schweigsamer Mensch, für seine Achtsamkeit und das übertrieben genaue Studieren der Drehbücher, für seine Ängstlichkeit am Set und seine Scheu vor anzüglichen Filmszenen und sei es auch nur ein Kuss.

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