Dunkelblaufastschwarz

Dunkelblaufastschwarz

Der junge Madrilene Jorge steckt in einer mehr als verzwickten Lage: Seit mehr als sieben Jahren pflegt er seinen demenzkranken, gelähmten Vater, der nach einem Streit mit Jorge einen Schlaganfall hatte. Jorge übernahm dessen Job als Hausmeister und studierte nebenbei BWL. Nun hat er sein Diplom in der Tasche und träumt von einer guten Position in einem gläsernen Bürohaus. Doch es ist nicht allein das übergroße Verantwortungsgefühl für den Vater, das ihn davon abhält, endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Er weiß auch so recht nicht, was er mit seinem Leben anfangen soll. Das betrifft auch die Liebe, denn seine sympathische Nachbarin Natalia, von einem Auslandspraktikum zurückgekehrt, zeigt ihm sehr unmissverständlich, dass sie ihn mag. Doch auch ihr gegenüber verhält sich Jorge abwartend. Dann passiert etwas Unvorhergesehenes, das Jorges Leben allmählich verändern wird: Jorges Bruder Antonio sitzt im Knast und lernt dort die aufgeweckte Mitinsassin Paula kennen. Sie sitzt im Gefängnis, weil ein Freund ihr Drogen untergeschoben hat und leidet unter den Quälereien der anderen Häftlinge. Paula will schwanger werden, um auf die Mutter-Kind-Station des Gefängnisses verlegt zu werden. Doch Antonio ist zeugungsunfähig und bittet seinen Bruder, für ihn einzuspringen. Nach einigem Zögern trifft der schüchterne Jorge auf die schöne Paula im kalten unpersönlichen Besucherraum des Gefängnisses. Bald wird aus dem nüchternen Sex eine Seelenverwandtschaft. Unter Paulas Einfluss beginnt Jorge, sich nicht länger für alles verantwortlich zu fühlen und nicht immer nur die Erwartungen anderer zu berücksichtigen. 'Dunkelblaufastschwarz' ist das Objekt der Begierde, es ist die Farbe des Traumanzugs, mit dem sich Jorge auf Jobsuche begeben will - und es ist die Beschreibung eines Seelenzustandes, einer ungewissen Zukunft, die sich durch den Film zieht. Virtuos ausbalanciert zwischen Tragik und Komik fängt der spanische Regisseur Daniel Sánchez Arévalo in seinem preisgekrönten Debütfilm die melancholische Seelenlage beim Abschied von der Jugend ein.

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