Drinnen - Im Internet sind alle gleich

Drinnen - Im Internet sind alle gleich

Wegen des Coronavirus muss Charlotte, 35, allein in Quarantäne und hat außer ihrem Computer kein Fenster zur Außenwelt. Über diesen Bildschirm regelt sie ab sofort alle Bedürfnisse des täglichen Lebens, managt ihre Familie - Kinder, Mann und Eltern - und ihren Beruf und muss sich in dieser unfreiwilligen Isolation auch ihren Ängsten und Geheimnissen stellen. Charlotte wollte ihr Leben umkrempeln, endlich alles anpacken, den Job in der Werbeindustrie kündigen, endlich die Scheidung durchziehen, von der außer ihrer besten Freundin noch niemand weiß, ihr Ehemann inbegriffen. Doch dann kommt "Corona", und damit wird alles anders. Statt ihr Leben neu zu starten, ist alles auf Pause gesetzt. Zu allem Überfluss übergibt ihre Chefin, Frau Winkler, aus Krankheitsgründen zeitweise Charlotte die Leitung der Werbeagentur. Jetzt hat sie nicht nur zu viel Verantwortung, um zu kündigen, sondern muss die Verantwortung auch noch von zu Hause aus stemmen, da sie, so wie halb Deutschland gerade, in Isolation ist. Immerhin in ihrem privaten Umfeld wird die Verantwortung geteilt. Nachdem klar wird, dass Charlottes Chefin an Corona erkrankt ist, verlängert ihr Noch-Ehemann Markus den Urlaub mit den drei gemeinsamen Kindern in der Uckermark, um keine Ansteckung zu riskieren, da beide Kinder als Asthmatiker in die Risikogruppe fallen. Trotz oder vielleicht durch die räumliche Trennung nähern sich die beiden wieder an. Gleichzeitig tut sich aber einiges in ihrem außerehelichen Liebesleben. Die Dating-Plattform, auf der sich Charlotte eigentlich nur aus Langeweile, Einsamkeit, dem Bedürfnis nach Bestätigung und den Rat ihrer besten Freundin hin angemeldet hatte, vernetzt sie mit Karim, mit dem sie sich überraschend gut versteht. Jedenfalls zu Beginn. In einer tagesaktuellen Scripted Comedy werden alle Themen, die die Menschen in Deutschland aber auch weltweit gerade betreffen, humorvoll aber auch immer warm und den Menschen zugeneigt, erzählt. In der Architektur des Projekts ist verankert, dass für die Produktion keiner der Schauspieler und Teammitglieder das Haus verlassen muss. Damit soll einer etwaigen Zuspitzung der Lage bis hin zu absoluter Ausgangssperre Rechnung getragen und mit dem persönlichen Schicksal der für das Projekt Beschäftigten verantwortungsvoll umgegangen werden. Die Serie erzählt sich ausschließlich über abgefilmte Screens und allem, was sich über den Computer abbilden lässt. Rückblicke im Leben der Protagonistin können anhand von Foto-Ordnern erzählt werden. Ihr Innenleben erzählt sich am ehesten über die private Kommunikation mit Vertrauten in Chatforen, ihre Selbstdarstellung inszeniert sie über ein Corona-Blog, das sie regelmäßig veröffentlicht, und an ihrem Familienleben versucht sie, so gut es geht, über Video-Calls teilzuhaben. Sie kommuniziert auf allen Kanälen und zeigt uns so alle Facetten ihres komplexen Lebens. Natürlich hat sie Geheimnisse, vor ihrem Mann, vor ihren Kindern, vor ihrer ehemals besten Freundin. Mit ihren Eltern läuft auch nicht immer alles so konfliktfrei, und in ihrem weiteren Freundeskreis gibt es sogar Menschen, die in medizinischen Berufen arbeiten und gerade überhaupt keine Zeit und kein Verständnis dafür haben, dass sie darum bittet, ihr neues Corona-Tagebuch zu sharen. Gleichzeitig geht ihr Berufsleben weiter, Homeoffice ist schließlich kein Urlaub.

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