Domspatzen

Domspatzen

Ein Jahr lang hat Regisseur Matti Bauer die jungen Sänger beobachtet und Höhen und Tiefen ihres Lebens als angehende Domspatzen miterlebt. Es sind keine Wunderkinder, die man in seinem Film kennenlernt, sondern Buben, die an der Schwelle zur Pubertät stehen, manchmal ganz Kind, ein anderes Mal kleiner Mann mit Milchbart, der Gameboy spielt und Angst hat vor dem Stimmbruch. Jeder mit seiner eigenen Persönlichkeit und besonderen Wünschen, die im Lauf des Jahres immer wieder auf die Probe gestellt werden. Marco, der wegen seines Heimwehs in Tränen ausbricht und mehrmals ans Aufhören denkt. Johannes, der es gar nicht darauf anlegt, schnell voranzukommen. Peter, der immer gut drauf ist und dem alles zufliegt, ohne dass er sich groß darum bemühen muss. Und der Klassenprimus Maxl, der trotz seiner schulischen Erfolge am Ende des Jahres feststellt: 'Es kann einem nicht immer perfekt gehen. Aber man soll nicht verzweifeln, wenn es einem schlecht geht. Du kannst immer noch durchhalten.' Und genau das tun die jungen Domspatzen in Matti Bauers Film - mit einer Intensität, wie man sie selten zu sehen bekommt. Eine intime Nähe liegt in den Bildern von Kameramann Waldemar Hauschild, der auch dann dicht an den Jungen bleibt, wenn sie durch die Gänge des Internats jagen und Freudentänze vollführen. Mit viel Kraft und oft unfreiwilliger Komik verfolgen die Buben ihre Ziele. Die Zuschauer werden Zeugen dieser Anstrengungen und lassen sich verzaubern von ihrem Gesang, der zwar nicht immer perfekt, aber von Mal zu Mal besser wird und bei den Auftritten des Konzertchors bewegende Höhepunkte erlebt. Dass das Singen im Chor den Jungen über so manchen Kummer hinweg hilft, ist eine simple und doch tief gehende Botschaft dieses Films. In einer Zeit, wo Tausende von Liedern auf MP3-Playern gespeichert werden, aber keines mehr auswendig gesungen wird, ist das filmische Plädoyer für das Singen fast schon eine Provokation. Die Domspatzen machen Lust darauf, wieder einmal aus vollem Hals zu singen. Es muss ja nicht gleich ein 'Halleluja' sein.

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