Die wilden 70er Jahre: Wohnräume und Wohnträume

Die wilden 70er Jahre: Wohnräume und Wohnträume

Wohnen in den 70ern - das waren groß gemusterte Kacheln, Flokati und Fototapete. Der erste Teil der neuen Reihe erkundet die für diese Zeit typischen Wohnwelten anhand der Lebensgeschichten von Hausbesitzern und -besetzern, von 'Trabantenstädtern' und einem Architekturvisionär.Das Thema Wohnen war in den Siebzigern allgegenwärtig. In den Medien meist als Negativschlagzeile, denn es herrschte noch große Wohnungsnot in Deutschland. Zwar füllten die utopischen Entwürfe der Architekten und Designer Zeitschriften und Magazine, der bundesdeutsche Wohnalltag dagegen sah anders aus. Das Bild bestimmten klobige Betonklötze. Auf freiem Feld wuchsen ganze Stadtteile, wie Mannheim-Vogelstang, 6000 Wohnungen für 200.000 Menschen - damals das größte Städtebauprojekt im Südwesten. Eine andere Möglichkeit des Wohnens und eine Alternative zum kleinbürgerlichen Leben waren die Wohngemeinschaften - ein Experimentierfeld für neue Formen des Zusammenlebens. Aus dem Schock der Ölkrise 1973 entwickelte Architekt und Designer Dieter Schempp seine Vision vom besseren Wohnen: Glashäuser als grüne Archen, die nicht nur beim Energiesparen helfen sollten, sondern vor allem eins waren: Gegenentwurf zur menschenfeindlichen Betonarchitektur der Vorstädte. Bevor sich Dieter Schempp mit Solararchitektur beschäftigte, hatte er schon als Möbeldesigner Aufsehen erregt. Er produzierte kostengünstig mit Schreinern und kleinen Betrieben Möbel, die mobil, modular und zerlegbar waren - Möbel, wie sie zwölf Jahre später im Programm von IKEA auftauchten.In den siebziger Jahren vollzog sich der Abschied von der gültigen Norm, wie man zu leben und wohnen hatte. Letztlich war gut, was gefiel.

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