Die Vogelpredigt oder das Schreien der Mönche

Die Vogelpredigt oder das Schreien der Mönche

Max und Polo, zwei in die Jahre gekommene Schauspieler aus Bern, machen sich auf die Suche nach ihrem ehemaligen Regisseur, um ihn von einer neuen Filmidee zu überzeugen. Sie wollen für einmal einen Publikumshit drehen und haben sich dafür eine reisserische Sex-and-Crime-Story mit schönen Frauen an exotischen Schauplätzen in Afrika ausgedacht. Um die Finanzierung soll sich Klopfi kümmern, der ja schon immer ein Meister im Ausfüllen von Formularen für die staatliche Filmförderung war. Nach Irrfahrten und Pannen im nächtlichen, winterlichen Apennin gelangt das komisch-tragische Duo schliesslich zu Fuss und erschöpft lamentierend ins steinige und melancholische Umbrien. Dorthin hat sich der Regisseur zurückgezogen und beschäftigt sich mit Askese, Konsumverzicht und einer abstrusen Geschichte über die katholische Kirche. Als eremitierter Autorenfilmer hält er herzlich wenig vom Mainstream-Kino, steckt die beiden Besucher kurzerhand in Mönchskutten aus alten Schweizer Armeewolldecken und schleppt sie - zwecks Probeaufnahmen für die berühmte Vogelpredigt des heiligen Franziskus - in die umliegenden sibillinischen Wälder. Als Klopfi für die totale Totale einen Hügel besteigt und nicht wiederkehrt, sind Max und Polo total aufgeschmissen. Verzweifelt suchen sie nach einem Ausweg aus dem Labyrinth, aber sie finden nur Klopfis Kamera - das einzige, was vom Regisseur übrig geblieben ist....

«Die Vogelpredigt» basiert auf einem alten dramaturgischen Trick: Der Film erzählt die Geschichte seines eigenen Entstehens, Regisseur und Schauspieler parodieren sich selber. Entstanden ist eine Satire über die Tücken des Filmemachens in der Schweiz in einer Zeit der zunehmend erfolgsorientierten Förderpolitik und eines globalisierten Filmmarkts. Erstmals agiert Clemens Klopfenstein auch vor der Kamera - wenn auch nur, um in Anspielung an seinen Film «WerAngstWolf» (2000) alsbald vom Wolf gefressen zu werden. Klopfenstein sagt selbst über seinen Film: «Ein KEIN Film...oder nach Clausewitz: Kein Drehbuch überlebt den Kontakt mit der Realität».

«Die Vogelpredigt» ist der vierte Teil der so genannten Berner-Männer-Trilogie, bestehend aus: «E Nachtlang Füürland» (1982) / «Die Gemmi - ein Uebergang» (1994) und «Das Schweigen der Männer» (1997, erster Schweizer Filmpreis für den besten Spielfilm 1998).

Buch/Regie/Kamera/Produktion: Clemens Klopfenstein; Musik: Ben Jeger und Polo Hofers Schmetterband; Darstellerinnen und Darsteller: Max Rüdlinger , Polo Hofer , Clemens Klopfenstein (Klopfi, Regisseur), Sabine Timoteo , Mathias Gnädinger , Ursula Andress u.a. CH 2005; 89 Min; schweizerdeutsche Originalfassung. 16:9.

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