Die verschwundene Mauer

Die verschwundene Mauer

Sie war die am strengsten bewachte Grenze der Welt. Eine Trennlinie zwischen zwei verfeindeten Mächten. Ein groteskes Bauwerk, das Deutschland auseinanderriß, das Leben vieler Menschen forderte, Familien und Freunde trennte: die Mauer, die in der DDR auch gerne als 'antifaschistischer Schutzwall' propagiert wurde. Von 1961 bis 1989 war Berlin zerschnitten und eingesperrt von einer Anlage, deutschlandweit so groß, dass sie in der Geschichte allenfalls von der chinesischen Mauer übertroffen wurde. Junge Leute fragen sich heute im Verkehrsgewühl mitten auf dem Potsdamer Platz: Hat hier tatsächlich eine Mauer gestanden? Für die 20-jährigen kaum mehr vorstellbar. Das Mauerwerk wurde nach der Wende rasch abgeräumt, bis auf wenige schlecht erhaltene Reste. Man wollte diese Last der deutschen Teilung endlich loswerden. Die Dokumentation zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2012 macht sich auf die Suche nach einem nahezu verschwundenen Bauwerk, das vor allem in der Erinnerung fortbesteht. Detlev Aargard kroch mit seiner Familie einstmals durch einen selbst gegrabenen Tunnel Richtung Westen, noch heute erinnert er sich an die dramatischste Zeit seines Lebens. Archäologen haben diesen Tunnel jüngst erforscht und freigelegt, auch er ist schließlich Teil der deutschen Geschichte. Der Film zeigt an ausgesuchten Stellen Berlins, wie es mit und ohne Mauer aussah, wie man dort lebte und arbeitete. Und flüchtete. So sprang die Ostberliner Medizinstudentin Rosemarie Platz kurz nach dem Mauerbau aus einem Haus an der Bernauer Strasse in den Westen. Klaus Abraham erlebte die Zeit wiederum auf der Westberliner Seite - als Feuerwehrmann. In seinem Sprungtuch landeten die verzweifelten Flüchtlinge, die sich aus den noch unvermauerten Gebäuden an der Bernauer Strasse stürzten. Die Feiertags-Dokumentation besucht nicht nur Zeitzeugen, denen die Grenzanlage heute wie ein Albtraum vorkommt, sondern sucht auch nach den letzten sichtbaren Resten der Mauer.

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