Die (s)panische Fliege

Die (s)panische Fliege

'Die spanische Fliege' ist ein Schwank von Franz Arnold und Ernst Bach aus dem Jahr 1913, eine klassische Boulevard-klipp-klapp-Verwechslungskomödie. Dabei handelt es sich im Stück nicht um das Potenzmittel gleichen Namens, sondern um eine geheimnisvolle Tänzerin, die angeblich einen unehelichen Sohn von Mostfabrikant Klinke hat. In seiner Inszenierung 'Die (s)panische Fliege' für die Volksbühne in Berlin hat Herbert Fritsch alle bürgerlichen Elemente aus dem Stück entfernt und zu den für ihn typischen Mitteln gegriffen: Slapstick, Hysterie und sexuelle Obsession. In grellen Kostümen, mit roten Apfelbäckchen und hohen Turmfrisuren, stürzen die Menschen brünstig aufeinander los, Bruder und Schwester, Mann und Frau, Fräulein und Verehrer. Vermeintliche Authentizität ist Fritsch verhasst, und so lässt er die Schauspieler auf der Bühne, einem überdimensionalem Perserteppich, dem letzten Überbleibsel wilhelminischer Bürgerlichkeit, herumstolpern und stürzen, schreien und kreischen, sich verrenken und verknoten. Wolfram Koch und Sophie Rois spielen den untreuen Mostfabrikanten Klinke und seine sittenstrenge Gattin auf humoristischem Höchstniveau. Christine Urspruch, bekannt als Assistentin 'Alberich' aus dem Münsteraner 'Tatort', ist eine fulminante 'Spanische Fliege'. Als nächstes 'Starkes Stück' vom Berliner Theatertreffen in 3sat folgt am Samstag, 12. Mai, um 20.15 Uhr 'Macbeth' in der Inszenierung von Karin Henkel.

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