Die Rückkehr der Grenzen

Die Rückkehr der Grenzen

Gesellschaft und PolitikF  

Am 21. Dezember 2007, 18 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer, öffnete die Europäische Union ihre Freihandelszone für acht ehemalige Ostblockländer. Damit fiel der Eiserne Vorhang, eine 3.000 Kilometer lange Grenze, die für die größte ideologische und geopolitische Spaltung des 20. Jahrhunderts stand.Nach der Öffnung wurden knapp 400 Grenzposten in Mitteleuropa zerstört oder meistbietend verkauft. Die Anlagen, an denen täglich Tausende von Menschen bei der Überquerung des Eisernen Vorhangs und später bei der Ein- und Ausreise in den Schengen-Raum kontrolliert wurden, standen ziemlich verloren mitten auf der Straße - manche heruntergekommen oder zu verkaufen, andere umfunktioniert in Spielhallen oder Kioske.Besonders im Osten hatte die Grenzöffnung für Optimismus gesorgt: Der Weg zu einem geeinten Europa schien endlich frei. Die Grenze und ihre Symbole - Überwachung, Illegalität, Demütigung - sollte für Millionen von Menschen bald nur noch schmerzhafte Erinnerung sein. Doch im Sommer 2015 änderte sich die Situation entscheidend: Mit der Ankunft von Flüchtlingen aus den Konfliktregionen im Nahen Osten und der damit einhergehenden Polemik wurde deutlich, wie zerbrechlich das gerade erst errungene Gleichgewicht tatsächlich war.Heute ist Ungarn von Stacheldraht umgeben, das österreichische Militär wird mobilisiert und im ganzen Schengen-Raum wachsen wieder Zäune. In einer Zeit, in der Grenzkontrollen der Vergangenheit angehören, zeigt sich plötzlich, wie rasch die Situation in historisch belasteten Regionen umschlagen kann. Ist der Schengen-Raum bald Geschichte?

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