Die Reportage: Die Großstadtjäger - Unterwegs im wilden Hamburg

Die Reportage: Die Großstadtjäger - Unterwegs im wilden Hamburg

Lautlos bewegt sich der Jäger Marten Soltau über das Gelände der Hamburger Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm, über ihm befindet sich die Köhlbrandbrücke, hinter ihm liegt die Elbe. Marten Soltau hält ein Narkosegewehr im Anschlag. Kreisjägermeister Guido Hollmichel begleitet ihn. Sein Gewehr hat scharfe Patronen für den Notfall. Eigentlich ist das Jagen im Stadtgebiet verboten, weil es viel zu gefährlich ist. Doch die Stadtjäger besitzen die Schießerlaubnis der Polizei. Sie suchen zwei Rehböcke, die sich auf dem weitläufigen Gelände zwischen Müllpresse und Verbrennungsanlage verlaufen haben. Ziel ist es, die Tiere zu narkotisieren und im Wald wieder auszusetzen. Ob das klappt, ist offen. Das ist ein Routineeinsatz für Soltau und Hollmichel in Hamburg, in einer Stadt, die nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Wildtieren immer beliebter wird. Immer öfter müssen sie eingreifen, wenn Reh, Fuchs, Gans, Marder, Wildschwein und Kaninchen den Menschen zu nahe kommen. Der natürliche Lebensraum der Wildtiere ist durch die Raps- und Maismonokulturen im Umland immer kleiner geworden. In der Stadt finden die Überlebenskünstler dagegen das ganze Jahr über genug Nahrung und gute Versteckmöglichkeiten. Marten Soltau kennt viele Beispiele für das Spannungsverhältnis zwischen Wildtier und Großstädter. Die Kanadagänse auf der Alster zum Beispiel sind ein schöner Anblick. Doch sie verkoten die gesamte Liegefläche am Wasser und machen regelmäßig auch das Grünland der Bauern in den Vier- und Marschlanden unbrauchbar. Krähen sind nützliche Raubvögel, aber sie wühlen in den Mülltonnen der Parks und stören den Sicherheitsbetrieb des Gefängnisses Billwerder. Rehe im Landschaftsschutzgebiet sind ein Naturschauspiel, doch sie fressen am liebsten die Rosen in den benachbarten Privatgärten. Und selbst die niedlichen Wildkaninchen richten Schaden an und unterhöhlen Hangar und Hubschrauberlandeplatz der Rettungsflieger im Boberger Unfallkrankenhaus.

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