Die Reportage: Ankerplatz für Matrosen - Wenn die Seemannsmission hilft

Die Reportage: Ankerplatz für Matrosen - Wenn die Seemannsmission hilft

'Seeleute sind vergessene Leute', sagt Diakon Thomas Reinold. 'Meistens sind sie neun Monate ohne Unterbrechung auf See. Sie arbeiten hart, auch für geringen Lohn, ertragen Stürme und die Furcht vor Piraten. Sie sind es, die unsere Waren von A nach B transportieren. Und keiner macht sich über ihr Leben Gedanken.' Thomas Reinold arbeitet bei der Bremerhavener Seemannsmission. Deren Seemannsclub 'Welcome' ist vor Kurzem von Seeleuten zu einem der beliebtesten Clubs weltweit gewählt worden. Über einhundert Gäste, vom Decksmann bis zum Kapitän, kommen jeden Abend zu Thomas Reinold und seinem Team. Sie machen eine Pause vom eintönigen, anstrengenden Leben an Bord. Sie spielen Billard, trinken ein Bier und das Allerwichtigste: Sie halten mit der Familie im Heimatland über Internet Kontakt. Denn unter der Trennung von der Familie leiden die Seeleute am meisten. 'Das Schiff ist ein Gefängnis', so formuliert es ein Matrose. Bordbesuche: Auch sie gehören zum festen Angebot der Seemannsmissionen in Bremen und Bremerhaven. Denn viele Seeleute haben mittlerweile so kurze Liegezeiten, dass es nicht einmal mehr für den Ausflug in den Club reicht. Die Bremer Seemannspastorin Jutta Bartling und etliche ehrenamtliche Mitarbeiter besuchen die Besatzungen der Schiffe, vom riesigen Containerfrachter bis zum kleinen Schiff mit einer Ladung Kohle an Bord. Immer mit dabei ist ein Rucksack voller Telefonkarten und Zeitungen in der Heimatsprache der Besatzung. Für die Seeleute sind diese Angebote lebensnotwendig. So können sie den Kontakt zur Außenwelt halten. Auch und gerade in extremen Situationen ist die Seemannsmission zur Stelle: Als im Winter 2012 die 'Silves' in Bremerhaven monatelang an der Kette lag, weil die Reederei die Heuern nicht mehr zahlte, kümmerten sich die Mitarbeiter der Seemannsmission um die Besatzung. Sie brachten Essen und sorgten für Abwechslung im ereignislosen Alltag der Seeleute. Die Seemannsmissionen sind auch Anlaufstelle, wenn Seeleute im Alter nicht wissen, wohin sie sollen.

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