
Die rbb Reporter - Der Kartoffel-Kult
Sie sehen verschrumpelt und krumm aus, doch es sind wahre Schätze, die da in Brandenburg gehoben werden. Hinter Namen wie 'Ackersegen', 'Rote Emma', 'Leyla', 'Adretta', 'Blaue Schweden' oder 'Piroschka' verbergen sich alte Kartoffelsorten, die fast in Vergessenheit geraten sind und sich nun wachsender Beliebtheit erfreuen. Sie sind zwar teurer als die herkömmlichen Kartoffeln aus dem Supermarkt. Doch wer einmal ein Bamberger Hörnchen, am besten nur mit Salz und Butter probiert hat, der weiß, warum. Sie schmecken unvergleichlich gut. Jedes Jahr zieht es immer mehr Knollen-Kenner nach Greiffenberg in der Uckermark zum Kartoffeltag. Dort verkauft der 'Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg e. V.' (VERN) Saatkartoffeln seltener und alter Sorten. Kleingärtner und Kartoffelgourmets kaufen meist seit Jahren ihre Lieblingssorten, deren Geschmacksnoten sie wie Wein beschreiben; von 'erdig' über 'herb' bis 'speckig'. Gabi Heinz gehört zu den Kennern der seltenen Knollen und probiert jedes Jahr zwei neue Sorten aus. Sie ist auch diesmal gespannt, welche Überraschungen die Ernte in ihrem kleinen Garten bereithält. Doch woher bekommt man diese seltenen Exemplare, wenn man keinen Garten, Balkon oder grünen Daumen hat? Entweder man bestellt bei einem Kartoffel-Versand im Internet, der auf seltene Sorten spezialisiert ist. Oder man begibt sich auf die Suche und grast Hofläden und Wochenmärkte ab. Auf den Berliner Wochenmärkten ist Björn Heinrich mit seinem 'Kartoffel-Planet' seit 16 Jahren mit den ausgefallenen und leckeren Kartoffelsorten präsent. Viele ältere Stammkunden, aber auch immer mehr junge Berliner lernen durch ihn die Kartoffelvielfalt kennen und decken sich mit Fachwissen und Rezept-Tipps ein. Auch Restaurants kaufen hier ein. So Fabio Grasso, der Koch des italienischen Restaurants Bocconi. Er testet regelmäßig blaue Kartoffelsorten, um seinen Gästen blaue Gnocci zu kredenzen.